In der Zementbranche steht derzeit die Fusion der beiden Branchenriesen Holcim und Lafarge im Fokus der Anleger. Die Vorstandschaft von HeidelbergCement lässt sich dadurch allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Bernd Scheifele, der Chef des DAX-Konzerns, sieht sogar Chancen, da die Konkurrenten aus kartellrechtlichen Gründen Unternehmensteile verkaufen müssen.
Vor allem in Märkten wie Frankreich oder Brasilien, in denen HeidelbergCement noch nicht aktiv sei, könnten Zukäufe laut Scheifele attraktiv sein. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Konkurrenten zunächst mit sich selbst beschäftigt seien. „Fusionen führen in der Regel nicht zu Effizienz, sondern eher zu schwierigen Abstimmungsprozessen“, sagte er.
Holcim und Lafarge hatten Anfang April angekündigt, sich zusammenzuschließen. Die HeidelCement-Konkurrenten aus Frankreich und der Schweiz wollen so ihre weltweite Vormachtstellung auf dem boomenden Zement-Markt sichern. Ein Zusammenschluss wäre vermutlich die größte Fusion seit der Verschmelzung der Rohstoffgiganten Glencore und Xstrata im vergangenen Jahr.
Es geht bergauf
In der Baustoffbranche geht es laut Scheifele generell wieder bergauf. „Die Gesamtsituation ist die beste seit 2009. So entspannt waren wir schon lange nicht mehr.“ Die Märkte hätten sich in den ersten fünf Monaten positiv entwickelt. Für die kommenden fünf Jahre rechnet Scheifele in Amerika und Großbritannien, den beiden für HeidelbergCement wichtigsten Märkten, mit einem Aufschwung. Vor allem in Amerika gebe es derzeit eine breite Erholung.
Deshalb möchte der Konzern die aktuelle Konjunkturphase nutzen, um zusätzliches Geld für Zukäufe zu generieren. HeidelbergCement möchte dazu das Geschäft mit Bauprodukten wie Ziegeln, Betonröhren und Fertigbetonteilen abstoßen. Der Verkauf solle wie geplant in der zweiten Jahreshälfte starten, bekräftigte Scheifele.
Kaufgelegenheit
Am Freitagmorgen führt die HeidelCement-Aktie den DAX dank des positiven Ausblicks des Vorstandschefs an. DER AKTIONÄR ist zuversichtlich, dass der Konzern diesen auch operativ bestätigen kann. Das Übernahmefieber in der Branche dürfte die Kurse auch in Zukunft weiter antreiben. Hält die Unterstützung bei 60 Euro, dürfte ein neuer Angriff auf die 65-Euro-Marke bald erfolgen. Das langfristige Kursziel lautet 82 Euro.
(Mit Material von dpa-AFX)