Die deutsche Biotechgesellschaft Heidelberg Pharma (frühere Wilex) befindet sich weiter auf Kurs. Das Unternehmen konnte zuletzt Fortschritte aus der Zusammenarbeit mit Advanced Proteome Therapeutics (APC), ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen für Therapeutika, melden. Die Unternehmen testen die Kombination von APCs firmeneigener Technologie zur orts-spezifischen Proteinmodifikation und Heidelberg Pharmas proprietärer ATAC-Technologie, um Krebstherapeutika mit verbesserten Eigenschaften zu entwickeln.
Seit Beginn der Zusammenarbeit haben sich die Aktivitäten auf Antikörper-Amanitin-Konjugate konzentriert, die mit Hilfe kontrollierter Konjugationsmethoden hergestellt werden und die eine hochselektive, zytotoxische Wirksamkeit haben. Die Unternehmen konnten die Generierung von ATACs unter Verwendung von APCs proprietärer Technologie zur Proteinmodifikation erfolgreich nachweisen.
„Wir haben in einem ersten Schritt erfolgreich ADCs hergestellt, die eine ausreichend zelltötende und spezifische Wirkung auf Krebszelllinien haben, um in weiteren In vivo-Untersuchungen die Effektivität dieser ATACs belegen zu können. Die Ergebnisse aus dieser Kollaboration werden uns dabei helfen“, kommentierte Prof. Andreas Pahl, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Heidelberg Pharma.
Heidelberg Pharmas Trumpf
ATACs (Antibody Targeted Amanitin Conjugates; Antikörper-Amanitin-Konjugate) basieren auf sogenannten ADCs (Antibody Drug Conjugates; Antikörper-Wirkstoff-Konjugate). Hierbei werden spezifische Antikörper durch eine chemische Verbindung – sogenannte Linker – mit einem Toxin (Gift) verbunden. Die Antikörper transportieren das Toxin spezifisch zur Krebszelle, wo das Toxin eindringen, seine Wirkung entfalten und die Zelle zerstören kann. Da die Technologie aufgrund der tumorspezifischen Antikörper direkt an der Krebszelle wirkt, können Nebenwirkungen minimiert werden. Zudem lässt sie sich auch auf ruhende Zellen und bei Patienten anwenden, die auf keine Behandlung mehr ansprechen.
Im Gegensatz dazu zielt die klassische Krebstherapie auf wachsende Zellen ab. Deswegen kommt es beispielsweise auch zu Haarausfall. Ruhende Zellen können dabei nicht erwischt werden. Es kann zu Metastasen kommen.
Es gibt aber noch eine weitere Besonderheit beim Behandlungsansatz von Heidelberg Pharma: das Toxin selbst. Es handelt sich dabei um Amanitin. Dieses gehört zu einer Gruppe von natürlich vorkommenden Giften, den Amatoxinen, welche unter anderem im Grünen Knollenblätterpilz vorkommen. Heidelberg Pharma ist es gelungen, es nun selbst herstellen zu können. Mit den ATACs sollen in Zukunft auch Tumore behandelt werden, die aufgrund von Therapieresistenzen nicht mehr auf eine Standard-Chemotherapie oder auf anti-tumorale Antikörper ansprechen. Weiterer Vorteil: Eine solche Therapie ist deutlich günstiger als viele andere neue Krebstherapien wie beispielsweise die derzeit hochgelobte CAR-T-Zelltherapie. Für Heidelberg Pharma ergibt sich damit ein gewaltiges Potenzial. Spannend wird es Ende des Jahres: Dann könnte der Start einer klinischen Studie erfolgen.
Die Aktie von Heidelberg Pharma ist zwar hochspekulativ, das Unternehmen verfolgt aber einen höchst aussichtsreichen Ansatz. Kann das Unternehmen an die zuletzt positiven Nachrichten anknüpfen, könnte sich die Aktie jedoch in Zukunft zu einem absoluten Highflyer entwickeln. Anleger werden aber Geduld brauchen und sie müssen auch etwaige Rückschläge einkalkulieren. Die nächste Hürde, die es nachhaltig zu überwinden gilt, liegt bei 3,50 Euro.