In der Vergangenheit wurde immer wieder spekuliert, nun ist es offiziell: Rocket Internet zieht sich von der Börse zurück und hat den Aktionären am Dienstagmorgen ein Rückerwerbsangebot für ihre Anteile vorgelegt. Die Aktie springt daraufhin kräftig nach oben.
Rocket Internet hat am Dienstag konkrete Pläne zum Rückzug von der Börse bekanntgegeben und den Aktionären direkt ein Angebot zum Rückkauf ihrer Anteile unterbreitet. Demnach bietet die Start-up-Schmiede 18,57 Euro pro Aktie. Dies entspreche dem volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten sechs Monate und damit dem gesetzlichen Mindestpreis.
Am 24. September 2020 soll eine außerordentliche Hauptversammlung über die Einziehung der zuvor erworbenen Rocket-Internet-Aktien beschließen und den Abschied aus dem regulierten Markt der Frankfurter Börse besiegeln. Die Versammlung wird wegen der Corona-Pandemie virtuell stattfinden und den Beschluss mit einer einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen treffen, sofern die Hälfte des Grundkapitals vertreten ist.
Die Zustimmung gilt allerdings als reine Formsache, denn Gründer und CEO Oliver Samwer und die Global Founders GmbH kontrollieren bereits 49,6 Prozent der Rocket-Anteile. Beide Parteien kündigten an, ihre Papiere zu behalten.
Parallel zur Rückerwerbsangebot beschloss Rocket Internet ein Aktienrückkaufprogramm zum Erwerb von bis zu 8,84 Prozent des Grundkapitals über die Börse. Auch dabei liegt der Kaufpreis bei 18,57 Euro pro Aktie. Das Programm soll mit Ablauf des 15. September enden.
Der Kapitalmarkt hat für Rocket ausgedient
„Für Rocket Internet hat die Nutzung des Kapitalmarkts als Finanzierungsmöglichkeit an Bedeutung verloren“, heißt es in der Pressemitteilung zur Begründung. „Außerhalb des Aktienmarktes kann Rocket Internet bei langfristigen strategischen Entscheidungen unabhängig von Stimmungen am Kapitalmarkt einen Iängerfristigen Ansatz verfolgen. Außerdem reduziert sich durch das Delisting die Komplexität der Geschäftstätigkeit und der anwendbaren Rechtsvorschriften, wodurch Verwaltungskapazitäten freigesetzt und Kosten verringert werden können.“
Die Rocket-Aktie ist nach Bekanntgabe der Delisting-Pläne am Dienstagmorgen zunächst um bis zu sieben Prozent nach oben gesprungen, musste einen Teil der Gewinne anschließend aber wieder abgeben. Dennoch notiert der Kurs aktuell über dem Rückerwerbsangebot. Die Aktionäre spekulieren offenbar darauf, dass Rocket beim Rückkaufangebot noch einmal nachbessert. Wer ohnehin verkaufen will, sollte dies aktuell über die Börse tun.
Mit Material von dpa-AFX.