Es war ein wahrer Paukenschlag: Nach Kritik an der Preispolitik des Ölkonzerns Petrobras will Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro die Spitze des halbstaatlichen Unternehmens neu besetzen. Er nominierte den ehemaligen General Joaquim Silva e Luna als neuen Chef. Dies geht aus einer Mitteilung des Energieministeriums in Brasília hervor, die Bolsonaro auf Twitter am Freitagabend (Ortszeit) teilte.
Silva e Luna soll den Ökonomen Roberto Castello Branco ersetzen, der seit Beginn der Bolsonaro-Regierung Anfang 2019 Chef von Petrobras war. Der Petrobras-Vorstand muss dem Wechsel noch zustimmen. Bolsonaro versucht mit dem Wechsel, die wegen der jüngsten Erhöhungen der Kraftstoffpreise erbosten Lkw-Fahrer zu besänftigen. Die mächtigen Trucker hatten mit Streik gedroht. Bolsonaro hatte bereits am Donnerstag ein Eingreifen angekündigt. Das ließ die Petrobras-Aktien am Freitag um fast 8 Prozent fallen. Silva e Luna wäre der erste Militär auf dem Posten seit dem Jahr 1989.
An der Börse kam die massive staatliche Einflussnahme des umstrittenen Präsidenten nicht gut an. Die Papiere von Petrobras verbilligten sich um fast 20 Prozent. Die Aktie war zuletzt keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR - und wird es angesichts des wohl steigenden Einflusses von Bolsonaro auch in naher Zukunft nicht sein. Anleger, die in diesem Sektor investieren sollten, dürften mit den europäischen Branchenvertretern BP, Shell & Total besser - und vor allem wesentlich sicherer - fahren.
Mit Material von dpa-AFX