Eine junge Technologie revolutioniert die Gentechnik. Sie dürfte die Art und Weise verändern, wie Ärzte künftig Krankheiten behandeln. Die Rede ist von der Gen-Schere CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats). Dahinter verbirgt sich ein Mechanismus, um die DNA (Erbgut) gezielt zu schneiden. Es können damit einzelne beispielsweise defekte Gene gezielt aus dem Erbgut herausgelöst, durch andere (gesunde) Varianten ersetzt oder komplett ausgeschaltet werden. Neben CRISPR gibt es noch weitere Arten von Gen-Scheren, die beim Genome Editing verwendet werden. Dazu zählen Zinkfingernukleasen und TALEN. Alle haben eines gemeinsam. Sie versprechen vollkommen neue Möglichkeiten, um gegen Aids, Krebs und andere Erbkrankheiten vorzugehen. Doch wie kann man als Anleger von diesem großen Trend profitieren? DER AKTIONÄR hat drei der interessantesten Aktien aus diesem Bereich herausgefiltert und stellt diese im Folgenden genauer vor.
CRISPR Therapeutics: Top Partner
Das wohl bekannteste Unternehmen in diesem Bereich ist CRISPR Therapeutics. Die Gesellschaft mit Hauptsitz in der Schweiz hat 2016 den Sprung auf das internationale Börsenparkett gewagt. Sie gilt als eine der führenden Genom-Editierungs-Firmen, die sich auf die Entwicklung von transformativen genbasierten Medikamenten für schwerwiegende Erkrankungen fokussiert haben. Dafür verwendet das Unternehmen eine selbst entwickelte CRISPR/Cas9-Genom-Editierungsplattform, deren Technologie präzise gesteuerte Änderungen der genomischen DNA ermöglicht.
Welches Potenzial dem Ganzen beigemessen wird, verdeutlicht die namhafte Liste der Investoren und Partner. Neben Vertex arbeitet CRISPR beispielsweise auch mit der deutschen Bayer zusammen. CRISPR und Bayer haben gemeinsam vor knapp zwei Jahren das Joint Venture Casebia Therapeutics gegründet. Ziel ist es, neue, wegweisende Therapeutika gegen Blutkrankheiten, Blindheit und angeborene Herzerkrankungen zu entwickeln. Zuletzt wurde zudem eine vielversprechende Kooperation mit dem biopharmazeutischen Unternehmen Curevac geschlossen. Zuletzt machen sich zudem mehr und mehr Übernahmegerüchte breit, die die Aktie kräftig befeuern.
Editas Medicine: Namhafte Investoren
Einen ähnlichen Ansatz wie CRISPR Therapeutics verfolgt Editas Medicine. Das Unternehmen war das erste CRISPR/Cas-Start-up und wurde im November 2013 gegründet. Im Frühjahr 2016 wagte die Gesellschaft den Gang an die Börse. Editas Medicine möchte mit der neuen Gen-Editiermethode vor allem Medikamente und Therapien gegen genetisch bedingte Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, Netzhauterkrankungen und Sichelzellenanämie entwickeln. Zahlreiche wohlhabende Akteure wie Google oder Bill Gates haben bei dem Unternehmen bereits einen mehrstelligen Millionenbetrag investiert. Zudem hat das Unternehmen eine vielversprechende Kooperation mit Juno Therapeutics abgeschlossen.
Noch befindet sich Editas zwar in einem frühen Stadium, im laufenden Jahr dürften aber die ersten klinischen Studien beginnen. Die Aktie ist bereits angesprungen. Doch selbst nach dem jüngsten steilen Anstieg ist das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Mögliche Rücksetzer können hier zum Kauf genutzt werden.
Sangamo: Therapiestart am Menschen
Ein deutlicher Fortschritt ist im vergangenen Jahr dem Dritten im Bunde, Sangamo Therapeutics, gelungen. Das Unternehmen verfolgt anders als CRISPR und Editas den Ansatz der Zinkfinger-(ZFN)-Nukleasen. Im Gegensatz zur ex vivo (außerhalb des Körpers) ausgeführten ZFN-basierten Modifizierung von patienteneigenen Blutstammzellen HIV-infizierter Patienten hat Sangamo zuletzt die erste ZFN-basierte In-vivo-Studie (im Körper) an einem Patienten begonnen. Der Vorstandsvorsitzende Sany Macrae zeigte sich dementsprechend euphorisch: „Zum ersten Mal hat ein Patient eine Therapie erhalten, mit der präzise die DNA von Zellen direkt im Körper verändert wird.“
Der Patient, der 44-jährige Brian Madeux, leidet unter der seltenen Stoffwechselerkrankung Morbus Hunter. Ihm fehlt ein Gen, das ein Enzym zum Verarbeiten bestimmter Kohlenhydrate herstellt. Diese sammeln sich deshalb in den Zellen an und verursachen vielfache Schäden. Mitte November wurde ihm erstmals eine Infusion verabreicht. Läuft alles nach Plan, wird das Gen in das Erbgut eingebaut und das bisher fehlende Enzym gebildet. In knapp drei Monaten wird sich zeigen, ob die Therapie angeschlagen hat. Gute Ergebnisse könnten wegweisend für die ganze Branche sein.
Sangamo will mit derselben Gentherapietechnik unter anderem auch bereits von der FDA genehmigte klinische Versuche zur Behandlung von Morbus Hurler und Hämophilie B ausführen.
Zuletzt beflügelte die Aktie die Bekanntgabe eines Partner-Deals mit Pfizer. Zwölf Millionen Dollar Upfront-Zahlungen werden fließen. Doch das dürfte erst der Anfang sein.
Langfristige Top-Chance
Die Anwendungsmöglichkeiten der Gen-Scheren sind vielfältig. Noch befinden sich alle Verfahren in der Forschung. Doch in Zukunft könnten sie die Medizin revolutionieren. Alle drei vorgestellten Aktien haben seit der Empfehlung bereits deutlich angezogen: CRISPR +36,1%, Editas +26,6% und Sangamo +19,9%. Alle drei haben aber auch weiterhin großes Potenzial. Das Segment eignet sich allerdings weiter nur für risikobereite Anleger!