Ein Dementi der Vorwürfe durch den selbsternannten Researchdienst Viceroy Research hat die Anleger von Grenke am Mittwoch keineswegs beruhigt. Auch Statements von Investoren richten nichts aus. Die Short-Attacke ging sogar nochmals verschärft weiter, am Ende brachen die Papiere um 40 Prozent ein auf ein Tief seit 2014.
Unter Grenke-Aktionären grassiert die nackte Panik vor einem neuen Wirecard-Fall. Das Leasing- und Finanzierungsunternehmen hatte zwar am Dienstagabend die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen, doch das reicht dem Markt in der jetzigen Situation keineswegs. Seit Dienstag hat sich der Börsenwert von Grenke nun auf 1,2 Milliarden Euro halbiert.
Die Attacke von Viceroy Research sei vom Zeitpunkt her perfekt gewesen und gut vorbereitet worden, so Warburg-Analyst Marius Fuhrberg. Auch wenn sich einige der Anschuldigungen kaum beweisen lassen dürften, müsse das Unternehmen vieles klarstellen, was kurzfristig kaum möglich sein dürfte.
Es sei nicht zu leugnen, dass sowohl die Unternehmensstruktur als auch die Bilanz komplex und verwirrend erscheinen.
Ganz andere Töne kommen aus dem Hause Acatis des Top-Fondsmanagers Hendrik Leber: „Wir haben die erhobenen Vorwürfe geprüft und sehen bislang keine belastbaren Belege für die Anschuldigungen.“
Acatis verweist auf die Mitteilung Grenkes, dass das aktuelle Guthaben bei der Bundesbank von 761 Millionen Euro der Großteil der liquiden Mittel sei. „Allein diese Tatsache konstatiert einen großen Unterschied zum Wirecard-Fall, bei dem sich Guthaben in Milliardenhöhe bei philippinischen Banken als nicht existent herausstellten.“
Die Vergangenheit zeigt: Selbst wenn an Vorwürfen nichts dran ist, dauert es in der Regel sehr lange, bis das Anlegervertrauen in ein attackiertes Unternehmen zurückkehrt. Grenke muss jetzt alles daransetzen und bereitwillig und reichlich kommunizieren, damit das Drama eine Wendung nimmt. Empfehlung des AKTIONÄR: Aktie meiden.
(Mit Material von dpa-AFX)