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16.09.2020 Martin Mrowka

Grenke-Crash setzt sich fort – was ist dran an den Shortseller-Vorwürfen?

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Grenke

Erinnerungen an den Fall Wirecard werden wach. Der Shortseller, der vor vier Jahren Bilanz-Vorwürfe gegen den Zahlungsdienstleister publik machte, wettert nun gegen Grenke. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe stürzte die MDAX-Aktie am Dienstag ab. Heute setzt sich der Crash des Leasing-Anbieters fort – trotz Dementi von Grenke.

Der selbst ernannte Research-Dienst Viceroy Research hatte in einem über 60 Seiten langen Bericht schwere Anschuldigungen gegen Grenke erhoben. Von betrügerischen Transaktionen verbundener Personen bis zu Geldwäsche-Vorwürfen bei der Grenke Bank ist die Rede, von einem schrumpfenden Markt und von nicht vorhandenen Kontrollen. Ein zentraler Vorwurf lautet Bilanzfälschung. Von den im Halbjahresfinanzbericht 2020 ausgewiesenen 1,078 Milliarden Euro an liquiden Mittel soll ein substanzieller Anteil nicht existieren.

Der britische Shortseller Fraser Perring, dem Viceroy gehört und der nach eigenen Angaben aktuell auf fallende Kurse bei dem Leasing-Anbieter setzt, wirft Grenke zudem vor, Firmen überteuert von verbundenen Unternehmen gekauft zu haben und mit dubiosen Partnern zu kooperieren, um Kunden abzuzocken.

Grenke hat gestern Abend mit einer Meldung via DGAP die Vorwürfe zur Liquidität dementiert. "Dies ist nachweislich falsch", stellte das Unternehmen fest. Der Konzern betonte, dass sich – wie im Halbjahresbericht veröffentlicht – 849 Millionen Euro zum 30. Juni 2020 auf Konten der Deutschen Bundesbank befunden hätten. Dies seien fast 80 Prozent der liquiden Mittel gewesen. "Per heute beträgt das Guthaben bei der Bundesbank 761 Millionen Euro", hieß es weiter.

Der fragliche Bericht der Investorengruppe enthalte "Unterstellungen, die Grenke auf das Schärfste zurückweist", hatte Grenke mitgeteilt. Die Beteuerungen aus dem Unternehmen, dass an den Vorwürfen nichts dran sei, verpuffen am Mittwoch jedoch. Die Grenke-Aktie rauscht um weitere 23 Prozent auf 34 Euro abwärts. Das ist der tiefste Stand seit Februar 2015.

Grenke (WKN: A161N3)

Der Börsenwert von Grenke hat sich innerhalb von 24 Stunden um mehr als 900 Millionen Euro verringert. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kündigte an, überprüfen zu wollen, ob Grenke oder Shortseller den Preis der Aktie manipuliert haben.

Die Attacke von Viceroy Research sei vom Zeitpunkt her perfekt gewesen und gut vorbereitet worden, schrieb Warburg-Analyst Marius Fuhrberg heute in einer aktuellen Studie. Es sei nicht zu leugnen, dass sowohl die Unternehmensstruktur von Grenke als auch die Bilanz komplex und verwirrend erscheinen. Der Experte bleibt aber vorerst bei seinem Kaufvotum und dem Kursziel 99 Euro für das Papier, solange es hier noch keine Klärung gebe.

Auch Commerzbank-Experte Christoph Blieffert bestätigte seine "Hold"-Einstufung, hat allerdings mit 50 Euro ein etwas bescheideneres Kursziel.

Update: Vermögensverwalter Acatis hat die erhobenen Vorwürfe geprüft und sieht bislang keine belastbaren Belege für die Anschuldigungen. "Die Vorwürfe erscheinen uns nicht stringent und gleichen einer zusammengesetzten Collage", heißt es in einer Mitteilung. (Mit Material von dpa-AFX)

Die Anleger sind durch den Fall Wirecard sensibilisiert und stoßen vorsichtshalber Grenke-Aktien ab. Bei Wirecard gab es zunächst kräftigen Gegenwind vom Markt, Analysten empfahlen den Zahlungsdienstleister auch nach den Vorwürfen der Financial Times vor eineinhalb Jahren. Damals ermittelte die BaFin allerdings gegen die FT.

DER AKTIONÄR rät engagierten Anlegern, eine Prüfung der Vorwürfe und eine Beruhigung der Turbulenzen abzuwarten. Neuengagements sollten zurückgestellt werden.

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