Der Einstieg von Ningbo Jifeng bei Grammer stößt bei Großaktionär Nijaz Hastor auf Unverständnis. Hastor erhob am Mittwoch erneut Vorwürfe gegen die Führungsspitze von Grammer. „Vorstand und Aufsichtsrat der Grammer AG lassen offenbar nichts unversucht, um ihre Pfründe zu erhalten und die von ihr befürchtete Mehrheit in einer zeitnah stattfindenden Hauptversammlung zu verhindern.“ Übersetzt: Nijaz Hastor führt immer wieder die magere Gewinnmarke von Grammer als Hauptkritikpunkt an.
Cascade vs. Jifeng
Hastor, der über mehrere Investmentarme rund 20,2 Prozent an Grammer hält, will mit gerichtlicher Hilfe eine außerordentliche Hauptversammlung erzwingen. Dort will er 5 der 6 Aufsichtsratssitze neu besetzen. Auch will er Grammer-Vorstand Hartmut Müller vor die Tür setzen.
Grammer hatte am Dienstag den chinesischen Konzern Ningbo Jifeng als neuen Partner präsentiert. Über eine Wandelanleihe wird Jifeng knapp 9,2 Prozent der Grammer-Stimmen halten.
Hauptversammlung am 24.Mai
Grammer argumentiert im Machtkampf mit Hastor, dass große Kunden das Treiben des streitlustigen bosnischen Investors und Geschäftsmanns kritisch sehen. Die Partnerschaft mit Jifeng begrüßten die Autohersteller laut Grammer indes ausdrücklich.
Fakt ist: BMW, Daimler und VW blickennach wie vor skeptisch auf den Machtkampf bei Grammer. Der bosnische Investor Hastor hatte vor wenigen Monaten mit seiner Prevent-Gruppe dem mächtigen VW-Konzern die Stirn geboten und zeitweise sogar einen Stillstand der Produktion in einigen VW-Werken erreicht.
Hastor kritisiert die Ausgabe der Grammer-Anleihe. Diese sei zur Beschaffung von Liquidität laut Cascade nicht nötig, weil Grammer über genügend Geld verfüge. „Sie dient damit nur dem Ziel, die Mehrheitsverhältnisse vor einer Hauptversammlung zu verschieben.“ Für die Hastor-Seite wird es damit schwerer, eine Mehrheit auf der Hauptversammlung zu gewinnen.
Dennoch wird Grammer in den nächsten Wochen sicherlich nicht zur Ruhe kommen. Die Hauptversammlung steht für den 24.Mai an. Eine außerordentliche Aktionärsversammlung lehnt Grammer nach wie vor ab.
Halten!
DER AKTIONÄR hat in den letzten Tagen darauf hingewiesen, dass höchstwahrscheinlich hinter den Kulissen an einem Gegenpol zu Hastor getüftelt wird. Nach Hastor hielt der nächst größere Aktionär bislang knapp 5,2 Prozent an Grammer.
Grammer ist mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,5 nicht zu teuer. Das KGV beträgt für 2017 knapp 13. Es bleibt dabei: Kurse um 65 Euro plus X sind durchaus drin. Die Aktie sollte nach einer kurzen Verschnaufpause in den nächsten Tagen auf ein neues Allzeithoch klettern. Gut möglich, dass Hastor seine Anteile weiter aufstockt. Anleger geben kein Stück aus der Hand.