Die beispiellose inländische Nachfrage nach Gold beeinflusst weiterhin die offiziellen Reserven der Türkei. Denn die Zentralbank hat im Mai bedeutende Mengen des Edelmetalls verkauft und stellt sich damit entgegen dem vorherrschenden Trend auf dem Markt, wie der jüngste Bericht des World Gold Council (WGC) zeigt.
In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht sagte Krishan Gopaul, Senior Analyst des World Gold Council, dass die Zentralbanken im Mai 27 Tonnen Gold verkauft haben. Dies geschah, nachdem im April 69 Tonnen Gold aus den globalen Reserven abgeflossen waren.
Obwohl die Zentralbanken im letzten Monat Nettoverkäufer waren, wies Gopaul darauf hin, dass die Zentralbank der Türkei diesen Trend hauptsächlich vorangetrieben hat. Laut dem WGC verkaufte sie im letzten Monat 63 Tonnen Gold.
"Seit März hat die Zentralbank fast 160 Tonnen verkauft, was den kumulativen Käufen der letzten 12 Monate entspricht", schrieb Gopaul in dem Bericht. "Wenn man die Verkäufe der Türkei ausschließt, setzt sich der positive Trend bei den Goldkäufen der Zentralbanken fort."
Gopaul stellte fest, dass spezifische Faktoren den Goldverkauf der Türkei in diesem Jahr antreiben. Das Land hat mit einer verheerenden Inflation zu kämpfen, und Verbraucher kaufen Gold, um ihre Kaufkraft zu schützen.
Die Zentralbank war gezwungen, ihr Gold zu verkaufen, um der inländischen Nachfrage gerecht zu werden. Denn die Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um die Goldimporte einzuschränken und das Handelsdefizit unter Kontrolle zu halten.
Die Verkäufe der Zentralbanken im April und Mai dürften zumindest zum Teil erklären, weshalb der Goldpreis im Anschluss an die Bankenkrise, und der daraus resultierten Liquiditätsmaßnahmen, im Spot-Preis kein neues Allzeithoch markiert hat. Grundsätzlich ist der Trend der Zentralbankkäufe allerdings ungebrochen. DER AKTIONÄR rechnet noch in diesem Jahr mit einem neuen Allzeithoch.