Der Goldpreis versuchte sich gestern an einer Erholung. Doch je länger der Tag dauerte, umso schwächer wurde Gold. Es waren wieder einmal die Worte des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, die auf dem Goldpreis lasteten. Er sagte, dass die geldpolitische Straffung aggressiver werden könnte, wenn die Inflation nicht zurückgeht.
„Was wir sehen müssen, sind klare und überzeugende Beweise dafür, dass der Inflationsdruck nachlässt und die Inflation zurückgeht. Wenn wir das nicht sehen, müssen wir eine aggressivere Geldpolitik in Betracht ziehen. Wenn dies der Fall ist, können wir eine langsamere Gangart in Erwägung ziehen“, sagte Powell bei einer Live-Veranstaltung des Wall Street Journal. „Es wird eine Ermessensentscheidung sein, die wir in Zukunft treffen werden, während wir die eingehenden Daten und die sich verändernden finanziellen Bedingungen sorgfältig beobachten.“
Powell wies sogar darauf hin, dass die Fed über das hinausgehen könnte, was allgemein als neutraler Zinssatz angesehen wird. „Die Inflation muss sinken - das ist es, was wir wirklich sehen müssen. Wenn das bedeutet, dass wir über das allgemein als neutral angesehene Niveau hinausgehen, werden wir nicht zögern, das zu tun. Wir werden einfach so lange weitermachen, bis wir sagen können: Ja, die finanziellen Bedingungen sind angemessen, und wir sehen, dass die Inflation zurückgeht. Wir werden bis zu diesem Punkt gehen“, sagte er.
Die Fed werde voraussichtlich irgendwann im vierten Quartal dieses Jahres ein normales Zinsniveau erreichen. „Aber das ist kein Endpunkt. Wir wissen nicht mit Sicherheit, wo neutral ist. Wir wissen nicht, wo die Grenze liegt. Insbesondere in diesem Umfeld höherer Inflation und sehr starken Wachstums auf einem wirklich angespannten Arbeitsmarkt“, fügte er hinzu.
Der Fed-Vorsitzende räumte auch ein, dass es gut war, dass die Finanzmärkte in der vergangenen Woche abverkauft haben, da dies zu einem langsameren Wachstum führen wird, das die Nachfrage dämpft und der Angebotsseite die Chance gibt, aufzuholen. Powell zeigte sich überzeugt, dass die USA gut aufgestellt sind, um eine straffere Geldpolitik zu verkraften. „Die Wiederherstellung der Preisstabilität könnte mit einigen Schmerzen verbunden sein - aber wir glauben, dass wir einen starken Arbeitsmarkt aufrechterhalten können.“
Der Markt hat das Negative aus den Worten herausgezogen. Dreht man es um, dann bedeutet dies, dass die Fed ihre Zinsanhebungspolitik verlangsamen wird, sobald die Inflation zurückgeht. Das könnte schon in den kommenden Monaten der Fall sein. Technisch arbeitet der Goldpreis an einem Boden. Dass das nicht ganz einfach werden würde nach einem Absturz um 200 Dollar, war klar. Ein erstes wirklich positives Zeichen wäre ein Ausbruch über den Bereich um 1.860 Dollar.