Die steigenden Renditen der US-Staatsanleihen und der starke US-Dollar haben in den vergangenen Tagen für reichlich Gegenwind bei Gold und Silber gesorgt. Die Edelmetalle befinden sich auf einem Fünf-Wochentief. Eine Marktstrategin sieht Gold aber gut unterstützt durch seine Funktion als wichtiger sicherer Hafen.
In einem Interview mit Kitco News sagte Joy Yang, Global Head of Index Product Management bei MarketVector Indexes, dass sie trotz der glanzlosen Performance von Gold keine signifikante Veränderung gegenüber dem Jahresbeginn sieht. Obwohl eine robuste Wirtschaft und eine anhaltend hohe Inflation die US-Notenbank dazu zwingen, eine "längerfristige" Geldpolitik beizubehalten, sagte Yang, dass die Unsicherheit nach wie vor hoch ist und sichere Anlagen wie Gold gut unterstützt bleiben sollten.
„Trotz der Äußerungen der Federal Reserve ist es für mich immer noch nicht klar, dass wir auf eine weiche Landung zusteuern“, sagte sie. „Die Anleger sind in einer abwartenden Haltung, und das ist der Grund, warum wir keine größeren Impulse für Gold gesehen haben.“ In dieser Selbstgefälligkeit des Marktes, so Yang, würden die Anleger die Risiken von Ereignissen unterbewerten. Sie wies darauf hin, dass höhere Zinssätze es den Verbrauchern erschweren könnten, etwaige finanzielle Turbulenzen zu überstehen. Sie fügte hinzu, dass die Inflationsrisiken nicht verschwinden, da die Benzinpreise wieder steigen und die Lebensmittelpreise weiterhin hoch sind.
„Bargeld ist nicht mehr so weit verbreitet wie früher, und auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich eine gewisse Abkühlung ab“, sagte sie. „Viele Verbraucher werden bald mit wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sein, daher bin ich nicht optimistisch, dass wir eine sanfte Landung erleben werden.“ Yang sagte, dass die US-Wirtschaft zwar widerstandsfähig gewesen sei, aber möglicherweise nicht in der Lage sein werde, dem weltweiten Abwärtstrend standzuhalten. Sie wies darauf hin, dass sowohl in China als auch in Europa eine schwächere Wirtschaftstätigkeit zu beobachten ist.
"Ich denke, dass Gold auf diesen hohen Niveaus hält, weil es sich für ein globales Makrorisiko positioniert, das trotz der derzeitigen Stärke der US-Wirtschaft eintreten könnte", sagte sie. Ein Problem, das sich allmählich wieder auf dem Markt bemerkbar macht, ist laut Yang das Potenzial für ein weiteres Kreditrisiko, da die aggressive Geldpolitik der Federal Reserve die Anleiherenditen in die Höhe treibt.
Es spricht tatsächlich mittelfristig einiges dafür, dass Gold in den kommenden Wochen wieder steigen wird. Doch kurzfristig spricht das Umfeld eher für ein neues zyklisches Tief sowohl bei Gold als auch bei Silber.