Der Goldpreis tut sich schwer, in die Gänge zu kommen. Zuletzt scheiterte Gold beim Ausbruchsversuch über die Marke von 1.785 Dollar. Das fordert seinen Tribut. Die Analysten werden vorsichtiger. Allen voran die ABN Amro, ohnehin nicht als ausgesprochene Goldbullen bekannt. Die ABN AMRO geht nun davon aus, dass der Goldpreis dieses Jahr bei 1.700 Dollar und nächstes Jahr bei 1.500 Dollar je Unze enden wird.
„Bislang ist der Goldpreis in diesem Jahr um 7,5 Prozent gesunken. Der Ausblick für den Goldpreis bleibt negativ. Wir halten unsere Jahresendprognose bei 1.700 Dollar pro Unze und Ende 2022 bei 1.500 Dollar pro Unze“, so ABN AMRO Senior Edelmetallstrategin Georgette Boele in einem Bericht. Seit Juni befinde sich Gold in einem Abwärtstrend, da der stärkere US-Dollar und die höheren Renditen der US-Staatsanleihen die Preise unter Druck setzen. Außerdem haben die Märkte aufgrund von Inflationsbefürchtungen begonnen, eine schnellere Zinserhöhung der Federal Reserve einzupreisen, was den Goldpreis belastet hat, so Boele.
„Die Anleger haben ihre Erwartungen an die Fed angepasst. Sie gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen schneller anheben wird, als sie zuvor erwartet hatten. Dies spiegelt sich auch in den Renditen 2-jähriger US-Staatsanleihen und den realen 2-Jahres-Renditen wider, die gestiegen sind. Darüber hinaus ist der US-Dollar in diesem Jahr um fünf Prozent gestiegen. Die Goldpreise neigen dazu, sich abzuschwächen, wenn der Dollar ansteigt", erklärte sie.
Die niederländische Bank bleibt für den Rest dieses und des nächsten Jahres bei ihrer negativen Einschätzung des gelben Metalls und begründet dies mit den strengeren geldpolitischen Bedingungen in der ganzen Welt und einem stärkeren US-Dollar. „Einige Zentralbanken haben bereits damit begonnen, wie die Zentralbanken von Norwegen, Neuseeland, Brasilien und Südkorea. Wir gehen davon aus, dass die Fed Anfang 2023 mit Zinserhöhungen beginnen wird und die Bank of England und die Bank of Canada wahrscheinlich schon vorher“, so Boele.
Man ist geneigt, frei nach Franz Beckenbauer zu sagen „Schau ma mal“. Die Bären konnte zuletzt ebenso wenig überzeugen wie die Bullen. Diese negative Korrelation zwischen US-Dollar und Gold, die von der ABN Amro angesprochen wird, besteht bei weitem nicht immer. Tatsächlich dürften die Bären noch einmal ihre Chance wittern, nachdem der Goldpreis nicht über 1.785 Dollar steigen konnte. Doch sollte die Unterstützung bei 1.680 Dollar verteidigt werden, was aktuell das wahrscheinlichste Szenario ist, dann haben die Bullen eine gute Chance im November wieder das Kommando zu übernehmen. Prognose: Zum Jahresende eher 1.800 als 1.700 Dollar.