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Gilead in der Apple-Falle

Gilead in der Apple-Falle
Foto: Börsenmedien AG
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André Fischer 03.06.2016 André Fischer

Das Investmenthaus Gabelli & Company empfiehlt die Aktien des US-Biotech-Konzerns Gilead Sciences laut einer Aktienanalyse in einer Ersteinschätzung zum Kauf. Dabei bezeichnen die Analysten von Gabelli & Company Gilead als den Titel der Biotech-Branche mit der stärksten Unterbewertung. Trotz der graduellen Rückgänge der Hepatitis-C-Umsätze könnten die zentralen Produkte des Unternehmens bis zum Jahr 2020 Erlöse in Höhe von 26,1 Milliarden Dollar erzielen, so die Aussage des Investmenthauses. Gilead dominiere mit Harvoni und Sovaldi den Hepatitis-C-Markt mit einem Patientenanteil von mehr als 90 Prozent. Mit einem Umsatz von 13,5 Milliarden Dollar in 2015 kontrolliere das Unternehmen auch das HIV-Segment mit einem Marktanteil von 60 Prozent. Der Fair Value wird von Gabelli & Company auf 109 Dollar geschätzt. Das Abwärtsrisiko hingegen wird auf weniger als fünf Prozent beziffert.

Zahlen unter den Erwartungen

Der Biotech-Report (www.biotechreport.de) als der Entdecker von Gilead im Jahr 1999 hingegen führt den Titel derzeit nicht auf seiner Empfehlungsliste. So fielen beispielsweise die von Gilead zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen schlecht aus. Gilead verfehlte im ersten Quartal 2016 beim Gewinn je Aktie von 3,03 Dollar die Analysenschätzungen von 3,13 Dollar. Aber auch der Umsatz lag mit 7,8 Milliarden Dollar unter den Erwartungen (8,08 Milliarden Dollar). Die Aussichten bleiben aber auch mit Blick auf das kommende Jahre weiter mau, da Umsatz und Ergebnis je Aktie im Zeitraum von 2015 bis 2017 (32,64, 31,53 und 30,62 Milliarden Dollar/ 12,16, 12,28 und 12,31 Dollar) stagnieren sollen. Das bedeutet: null Wachstum! Da relativiert sich auch das (auf den ersten Blick) niedrige KGV von 7.

Zusatznutzen von Sovaldi wird in Frage gestellt

Ein weiteres Problem: Sowohl in den USA als auch in Europa laufen Krankenkassen und Ärzte gegen Gilead Sturm, da das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi viel zu teuer ist. Für eine Sovaldi-Therapie werden oftmals immer noch 60.000 (!) Euro abgerechnet – für einen Zeitraum von 12 Wochen wohlgemerkt. In Deutschland hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) zu Sovaldi bereits ein vernichtendes Urteil gefällt: Der Zusatznutzen gegenüber den bereits angebotenen Präparaten Teleprevir und Boceprevir sei gering beziehungsweise nicht vorhanden. Der G-BA teilte mit, für die Hepatitis-C-Behandlung gibt es bereits sehr wirksame Medikamente. Deren Therapiekosten liegen allerdings bei maximal 30.000 Euro. In anderen europäischen Ländern wird der Zusatznutzen der Gilead-Therapie von den jeweiligen Gesundheitsbehörden mittlerweile ebenfalls stark in Frage gestellt.

Konkurrenzprodukte auf dem Vormarsch

Der Biotech-Report (www.biotechreport.de) geht daher davon aus, dass Gilead die Preise für Sovaldi demnächst deutlich senken muss, weswegen die Gewinne in den nächsten Jahren zurückgehen dürften. Ein großer Wurf mit einem anderen Blockbuster, der die Mindereinnahmen kompensieren könnte, ist jedoch nicht in Sicht. Neue Konkurrenzprodukte im Bereich Hepatitis C, die besser und billiger sind als Sovaldi von Gilead (Beispiel Idenix/Merck; Wirkstoff IDX21437), bedrohen das Unternehmen zusätzlich.

Kurzfristig Erholung denkbar – langfristig Finger weg

Fazit: Aus ganz kurzfristiger Sicht könnte sich Gilead bis in den Bereich zwischen 95 und 100 Dollar erholen. Auf Euro-Basis erscheint ein Anstieg bis etwa 86 Euro denkbar. Langfristig bleibt Gilead jedoch ein strategischer Verkauf. Der Biotech-Gigant hat mittlerweile ein ähnliches Problem wie Apple; die schiere Größe des Unternehmens und fehlende „Killerapplikationen“ machen ein zukünftiges (stabiles) Wachstum fast unmöglich. Anleger sollten eine technische Erholung der Aktie daher zum Ausstieg aus Gilead nutzen.

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