Die Gerresheimer-Aktie hat mit deutlichen Abschlägen auf die gestrige Gewinnwarnung reagiert. Die zusammengestrichenen Prognosen begründete der Spezialverpackungshersteller mit einer überraschend langsameren Markterholung und einem Produktionsstopp infolge einer Überschwemmung. Im Anschluss meldeten sich die Analysten zu Wort.
Für das laufende und das kommende Geschäftsjahr (per Ende November) rudert Gerresheimer zurück. „Wir hatten mit einer deutlich stärkeren Wachstumsbelebung gerechnet“, sagte Konzernchef Dietmar Siemssen laut einer Mitteilung vom Montag. Die Zahlen im Detail gibt es hier. Die vollständigen Zahlen will der Vorstand am 10. Oktober vorstellen.
Anleger zeigten sich verschreckt: Die Gerresheimer-Aktie rutschte nach Bekanntwerden der Gewinnwarnung in der Spitze um über 20 Prozent ab und landete damit am Ende des MDAX.
Analysten senkten im Anschluss den Daumen: „Wir bewerten die Gewinnwarnung als sehr negativ“, so Sven Kürten von der DZ Bank. „Einerseits hat Gerresheimer in der jüngeren Vergangenheit immer wieder die Erreichbarkeit der EBITDA-Prognose für 2024 betont. Andererseits waren insbesondere die zuvor sehr guten Wachstumsperspektiven für 2025 ein wesentlicher Teil des Investmentcases“, so der Analyst. Die Hurrikan-bedingte Produktionsunterbrechung scheine aus seiner Sicht nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. „Die heftige Gewinnwarnung für 2024 und 2025 hinterlässt unseres Erachtens viel verbrannte Erde“, so sein Fazit. Kürten hat seine Einschätzung von „Kaufen“ auf „Halten“ angepasst und das Kursziel von 130 auf 87 Euro gesenkt.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung mit einem Kursziel von 121,80 Euro auf "Overweight" vorerst noch belassen. Analyst David Adlington hält die Kursreaktion für überzogen, dürfte hier aber demnächst noch einmal nachjustieren. Das gilt auch für Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für James Vane-Tempest von Jefferies, der seine Kaufempfehlung mit Ziel 121 Euro in einer ersten Reaktion ebenfalls bestätigt hat.
Das Ausmaß der Gewinnwarnung hat in jedem Fall überrascht und viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Es braucht vermutlich einige Zeit, um das verloren gegangene Vertrauen (in die Prognosefähigkeit des Konzerns) wieder herzustellen. Nachdem die Aktie im Rahmen des Kursrutsches auch unter den AKTIONÄR-Stopp bei 80 Euro gerutscht ist, bleiben Anleger vorerst (!) an der Seitenlinie.