Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer fliegt unter dem Radar vieler Investoren. Dabei profitiert die Gesellschaft von einem absoluten Megatrend: GLP-1-Präparaten wie Wegovy oder Mounjaro. Auch wenn die Firma in diesem Fall keine Kunden nennt, ist es unter Marktteilnehmern ein offenes Geheimnis, dass auch Big Pharma wie Eli Lilly und Novo Nordisk auf die Produkte der Düsseldorfer setzt. DER AKTIONÄR hat mit Gerresheimer-Chef Dietmar Siemssen über die Wachstumsaussichten gesprochen.
DER AKTIONÄR: Herr Siemssen, Sie wissen, dass aktuell ein Thema in Bezug auf die Gerresheimer AG intensiver diskutiert wird: die GLP-1-Präparate. Welche Wachstumsmöglichkeiten und Chancen sehen Sie speziell in diesem Bereich?
Dietmar Siemssen: Für uns ist das ein interessantes Wachstumsfeld. Eigentlich sind wir schon mittendrin, weil wir natürlich mit unseren Kunden schon viel früher mit den gemeinsamen Entwicklungen anfangen. Das heißt, Spezialverpackungen für GLP-1-Präparate zur Behandlung von Adipositas sind bereits seit zwei Jahren ein wichtiges Thema für Gerresheimer. Dass die Nachfrage nach solchen Produkten so massiv ansteigt und damit auch unsere Volumina deutlich wachsen, ist natürlich sehr positiv zu werten und freut uns. Gerresheimer ist seit 2019 auf ganz klarem Wachstumskurs. Wir haben vieles im Unternehmen verändert. Die Neuausrichtung hat dazu geführt, dass wir kräftig wachsen. Wir können Markttrends heute viel besser nutzen. Deshalb können wir den Boom bei GLP-1-Produkten jetzt natürlich auch voll mitnehmen.
Welche anderen Wachstumsmärkte sehen Sie noch für die Produkte von Gerresheimer unabhängig vom GLP-1-Business?
Gerresheimer hat eine sehr ambitionierte Guidance an den Kapitalmarkt gegeben mit einem zweistelligen Wachstum über die nächsten Jahre. Letztendlich sind die geplanten Wachstumsraten aber nicht abhängig von GLP-1. Dieses Geschäft gibt es nun on top. Wir haben das Unternehmen konsequent darauf vorbereitet, Marktchancen nutzen zu können. Dazu gehört eine noch stärkere internationale Präsenz und vor allem eine Ausrichtung auf den Large-Molecule-Biologics-Markt, die es vor 2018 im Unternehmen so noch nicht gab. Wenn Sie sich jetzt anschauen, dass über die Hälfte aller Medikamente in der Entwicklung Large Molecules sind, dann war das die richtige Entscheidung. Gerresheimer hat in den vergangenen Jahren viele neue Kunden gewonnen und verfügt nun über die richtigen Produkte und die richtigen Lösungen, um genau diesen Markt zu adressieren. Unser Anteil an diesen sogenannten High-Value-Produkten steigt stetig. Das ist positiv für den Umsatz, aber besonders positiv auch für unser Nettoergebnis.