Es ist ein Milliarden-Deal: Der italienische Versicherungskonzern Generali verkauft sein deutsches Portfolio mit Lebensversicherungen an den Investor Viridium. Die Policen der Generali-Töchter AachenMünchener und CosmosDirekt sind nicht betroffen. Die Generali-Aktie reagiert am Donnerstag ausgesprochen freundlich.
Assicurazioni Generali trennt sich von einem Großteil seiner Anteile an der Generali Lebensversicherung in Deutschland. Käufer ist die Viridium Gruppe, ein Gemeinschaftsunternehmen des britischen Finanzinvestors Cinven und des Rückversicherers Hannover Rück. Die Transaktion umfasst vier Millionen Verträge mit garantierten Kapitalanlagen in Höhe von 37 Milliarden Euro. Die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Kunden bleiben laut Generali aber unverändert. Die Verträge laufen bis zum Ende weiter – inklusive der garantierten Leistungen. Auch die Bewertungsreserven und weiteres Vermögen bleiben im Kollektiv erhalten.
Anhaltende Niedrigzinsen belasten Lebensversicherer
Viridium wird knapp 90 Prozent an der Generali Leben übernehmen, Generali selbst behält die restlichen Anteile und sichert sich außerdem die Option, sich mit bis zu zehn Prozent an Viridium zu beteiligen. Zur Viridium Gruppe gehören noch die Heidelberger Lebensversicherung, die Skandia Lebensversicherung in Deutschland und die Entis Lebensversicherung.
Lebensversicherer kämpfen seit Jahren mit den anhaltenden Niedrigzinsen. Die hohen Renditeversprechen in alten Verträgen mit Garantiezins von bis zu 4,0 Prozent können sie am Markt nur noch selten erwirtschaften. Abwickler wie Viridium stehen daher bereit, die Vertragsbestände zu übernehmen und die Verträge der Kunden bis zum Ablauf weiterzuführen. Generali erwartet durch den Verkauf, dem die Finanzaufsicht BaFin noch zustimmen muss, Gesamteinnahmen von bis zu 1,9 Milliarden Euro.
Generali will Allianz angreifen
„Dies ist der finale Schritt im strategischen Turnaround der Generali in Deutschland, der es uns ermöglicht, in diesem Markt zu wachsen und stärker zu werden“, kommentiert Giovanni Liverani, Vorstandsvorsitzende der Generali Deutschland, den Deal.
Generali will in Deutschland zum Marktführer Allianz aufschließen. Das Unternehmen wolle führender Privatkunden-Versicherer der Bundesrepublik werden, erklärte Deutschlandchef Giovanni Liverani im März. Die Generali ist mit ihren Tochtergesellschaften die Nummer Zwei auf dem deutschen Versicherungsmarkt und bleibt es auch nach dem Deal. Der Abstand zur Münchener Konkurrenz ist allerdings groß: Die Generali verbuchte 2017 rund 16 Milliarden Euro Prämieneinnahmen, die Allianz mit knapp 35 Milliarden mehr als doppelt so viel.
Boden gefunden?
Erst gestern hatte die Schweizer Bank Crédit Suisse Generali auf „Underperform“ herabgestuft und das Kursziel auf 14,00 Euro gesenkt. Am Donnerstag legt die Generali-Aktie indes gut zweieinhalb Prozent zu. Im Zuge der Zuspitzung der Italien-Krise vor einigen Wochen war der italienische Blue Chip massiv unter Druck geraten. Bei 14 Euro scheint die Aktie einen Boden gefunden zu haben. Dennoch rät DER AKTIONÄR langfristig ausgerichteten Investoren an der Seitenlinie zu verharren. Zu nebulös sind die Geschäftsperspektiven des Versicherungskonzerns. Die Allianz-Aktie ist die bessere Wahl.