Bislang läuft es wie am Schnürchen für Gazprom. Die deutlich gestiegenen Gaspreise spielen dem Konzern genauso in die Karten wie die Aussicht auf baldige Lieferung von Gas via der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2. Doch ausgerechnet jetzt meldet sich die Bundesnetzagentur kritisch zu Wort gemeldet. Man habe die Betreiberfirma in einem Brief aufgefordert, umgehend die Einhaltung regulatorischer Vorgaben nachzuweisen. Hierbei geht es um die Frage, ob Nord Stream 2 Regeln zum diskriminierungsfreien Netzzugang sowie zur Integration der aus Russland kommenden Leitung in den deutschen Gasmarkt einhält.
Bei dem Thema tickt die Uhr, denn laut Netzagentur ist es "nicht auszuschließen, dass in Kürze eine Inbetriebnahme eines Stranges der Verbindungsleitung erfolgen wird". Die Bonner Behörde ist offenbar nicht sicher, ob das Unternehmen sich im laufenden Betrieb an alle Vorschriften halten würde. In der Mitteilung heißt es wörtlich: "Die Bundesnetzagentur hat sich ausdrücklich die unmittelbare Einleitung von Aufsichts- beziehungsweise Missbrauchsverfahren gegen die Nord Stream 2 AG vorbehalten, sollten Zweifel an der Einhaltung dieser regulatorischen Vorgaben nicht ausgeräumt werden."
Separat hierzu läuft noch ein Zertifizierungsverfahren, das vermutlich erst im kommenden Frühjahr abgeschlossen sein wird. Hierbei geht es um die sogenannten Entflechtungsregeln - Betrieb des Netzes und Vertrieb des Gases sollen voneinander getrennt sein.
Am Montag war erstmals Gas in die neue Pipeline gefüllt worden. Dies war nach Angaben der Nord Stream 2 AG notwendig, bevor der reguläre Transport beginnen kann. Zum geplanten Zeitpunkt der eigentlichen Inbetriebnahme machte das Unternehmen keine Angaben. Experten rechnen mit ersten Lieferungen noch im Oktober. Bis zum Jahresende will der staatlich kontrollierte russische Rohstoffriese Gazprom gut 5,6 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Pipeline pumpen.
Gazprom schüttelt aber auch diese Meldung bislang ab. Die Aktie steigt seit Monaten fast ohne Unterbrechung. Kurzfristig ist die Aktie zwar etwas überhitzt, langfristig bleibt DER AKTIONÄR für den nach wie vor sehr günstig bewerteten Weltmarktführer unverändert bullish gestimmt.
(mit Material von dpa-AFX)