Die Nord Stream 2 AG bereitet den fertigstellten ersten Strang der umstrittenen Ostseepipeline von diesem Freitag an für die Gasbefüllung vor. Es seien dafür mehrmonatige vorbereitende Arbeiten notwendig, teilte das Unternehmen im schweizerischen Zug am Donnerstag mit. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte vor einer Woche die fertige Verlegung der Rohre des ersten Stranges verkündet. Nötig war noch eine Verschweißung von zwei Enden im Meer. Damit sei jetzt die Leitung von Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern nach Russland durchgängig, hieß es.
Bis tatsächlich Gas durch den ersten von zwei Strängen fließt, sollen noch mehrere Monate Arbeit nötig sein. Auch an Land seien noch Schweißarbeiten nötig, sagte ein Sprecher von Nord Stream 2. Die Arbeiten am zweiten Strang dauerten an, hieß es. Putin hatte gesagt, dass sie in zwei Monaten abgeschlossen sein könnten. Die russische Regierung hat zuletzt mehrfach erklärt, dass die Leitung bis Ende des Jahres komplett fertig sein soll.
Es wird aber noch dauern...
Russische Medien wiesen darauf hin, dass es auch nach Fertigstellung des ersten Stranges von Nord Stream 1 noch sechs Monate gedauert habe, bis der Betrieb - inklusive aller Genehmigungen - wirklich startete. Kritiker der Pipeline, darunter einige EU-Staaten und die USA, warnen vor einer zu hohen Abhängigkeit von russischem Gas. Nord Stream 2 soll 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland durch die Ostsee nach Deutschland liefern.
Das Milliardenprojekt dürfte auch zu den Hauptthemen des ersten persönlichen Gesprächs von US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzlerin Angela Merkel gehören, das am Rande des an diesem Freitag beginnenden G7-Gipfels erwartet wird. Die US-Regierung hatte vor drei Wochen ihren jahrelangen Widerstand gegen die Pipeline teilweise aufgegeben und auf Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft verzichtet - auch aus Rücksicht auf die Beziehungen zu Deutschland.
Nachdem bei Nord Stream 2 zwischenzeitlich monatelang Stillstand herrschte, gibt Gazprom nun Gas. Das kommt an der Börse natürlich gut an. Die mit einem KGV von 5 und einem KBV von 0,4 immer noch sehr günstig bewertete Aktie legt stetig weiter zu. Anleger bleiben an Bord und beachten den nachgezogenen Stopp bei 4,60 Euro.
Mit Material von dpa-AFX