Der Fracking-Boom in den USA hat nicht nur negativen Einfluss auf den Ölpreis, sondern natürlich auch auf den Gaspreis. Dementsprechend musste Gazprom in den vergangenen Jahren bereits einigen wichtigen Abnehmern wie etwa E.on Rabatte geben. Nun hat auch die Türkei offen gefordert, in Zukunft einen geringeren Preis für russisches Erdgas zu bezahlen.
Das Land ist nach Deutschland der wichtigste Exportmarkt für Gazprom. Allein zwischen Januar und September sind 20,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Türkei geflossen. Dies entspricht knapp 18 Prozent von Gazproms Exporten nach Europa. Energieminister Taner Yildiz erklärte im Zusammenhang mit der Forderung nach einem niedrigeren Gaspreis auch sogleich, dass sein Land gerne noch mehr russisches Gas abnehmen möchte. Anstatt der täglichen Liefermenge durch die sogenannte „West-Route“ durch die Ukraine, Rumänien und Bulgarien von 26 bis 28 Millionen Kubikmeter pro Tag sollten es bald rund 42 Millionen Kubikmeter werden. Auch über die Schwarzmeer-Pipeline Blue Stream soll künftig mehr russisches Erdgas in die Türkei strömen.
Einigung denkbar
Gut möglich, dass sich beide Parteien zeitnahe auf eine höhere Lieferung bei gleichzeitig etwas niedrigeren Preisen einigen werden. Nichtsdestotrotz bleibt die Gazprom-Aktie wegen der politischen Risiken sowie des enormen Kapitalbedarfs ausnahmslos für mutige Anleger mit einem langen Atem geeignet (Stoppkurs: 4,10 Euro).