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Gas-Preise auf dem Rückzug – Uniper-Chef: "Pro Tag deutlich über 100 Millionen Euro Verlust" – Aktie steigt

Gas-Preise auf dem Rückzug – Uniper-Chef:
Foto: Frank Hoermann/SVEN SIMON/dpa-Picture Alliance
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Martin Mrowka 12.09.2022 Martin Mrowka

 Die ukrainischen Streitkräfte haben eine blitzartige Gegenoffensive gestartet und die russische Armee im Osten der Ukraine deutlich zurückgedrängt. Hoffnung auf eine Wende im verlustträchtigen Krieg kommt auf. Das sorgt auch bei den Gaspreisen für fallende Kurse. Der Preis für europäisches Erdgas ist am Montag auf den tiefsten Stand seit Ende Juli gefallen. Die Uniper-Aktie steigt derweil deutlich.

"Die Situation zwischen Russland und der Ukraine gibt dem Markt einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass es eine Lösung geben könnte, die die Intensität des Energie-Schocks etwas abschwächt", sagte Portfoliomanager Hani Redha vom Vermögensverwalter PineBridge gegenüber Reuters. Konstantin Oldenburger, Analyst beim Brokerhaus CMC Markets, gibt allerdings zu bedenken: "Die sich erstmals seit Kriegsbeginn deutlich verstärkende Hoffnung auf einen ukrainischen Gesamterfolg in diesem Konflikt darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine nächste Eskalationsstufe weiterhin jederzeit möglich ist."

Am Montag ist der Preis des maßgeblichen Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um knapp acht Prozent zeitweise auf rund 189 Euro je Megawattstunde gefallen. Vor einer Woche war der Gaspreis wegen des Lieferstopps durch Gazprom über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 noch nach oben geschnellt.

Erdgas TTF
Foto: TradingEconomics
Preis für Natural Gas TTF (in Euro je Megawattstunde)

Die Aktie des mit Steuermilliarden geretteten Gas-Importeurs Uniper setzte am Montag ihren Aufschwung seit den Tiefständen der vergangenen Woche fort und gewann 3,3 Prozent auf 5,33 Euro. Dabei hat Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach erneut betont, wie hoch die aktuellen Verluste des Gas-Konzerns ausfallen. In einem am Samstag veröffentlichten Interview des Nachrichtenportals The Pioneer sagt Maubach: "Wir machen pro Tag deutlich über 100 Millionen Euro Verlust." In einer Woche fliegt Uniper auch aus dem MDAX.


Uniper (WKN: UNSE01)

Kritik an Sponsoring von Gastech

Uniper ist der wichtigste deutsche Gasimporteur und musste mit Staatsmilliarden vor der Pleite gerettet werden. Der Konzern ist in Schieflage geraten, weil Russland praktisch kein Gas mehr nach Deutschland pumpt, Uniper seine langfristigen Verträge aber erfüllen muss und sich das fehlende Gas teuer auf dem Markt kauft. Das Pipeline-Gas aus Russland wurde einst zu Dumpingpreisen angeboten.

Unterdessen muss sich Uniper Kritik gefallen lassen. Der Konzern war kürzlich als Sponsor des Branchentreffens Gastech in Mailand aufgetreten. Maubach zufolge wurde der Vertrag dafür bereits im vergangenen Jahr beschlossen und bezahlt. Man finanzierte am Rande der Messe auch ein Gala-Dinner. Zundem war der Düsseldorfer Konzern in dieser Woche auch einer der Sponsoren für ein Fest der NRW-Landesvertretung in Berlin. Der Vertretung zufolge sagte Uniper bereits im Frühjahr zu, die Veranstaltung mit 10.000 Euro zu unterstützen. Insgesamt gab es demnach 65 Partner.

Aktivitäten verteidigt

Uniper-Chef Maubach hat seine Sponsoring-Aktivitäten verteidigt. Man gehe mit dem Geld "maximal vorsichtig und bewusst" um. "Wir sind uns bei Uniper sehr bewusst darüber, dass wir insolvent wären, wenn uns der deutsche Steuerzahler nicht helfen würde." Zugleich sagte Maubach, er könne nicht ausschließen, dass sein Unternehmen auch in nächster Zeit Anlass zur Kritik biete.

Für Uniper sei die Frage gewesen, ob man die Gegenleistung in Anspruch nehme oder nicht. Das Treffen sei die wichtigste Messe, um verflüssigtes Erdgas zu kaufen. Die Teilnahme sei auch ein wichtiges Signal an Geschäftspartner und Mitarbeiter gewesen. Auf die Frage, ob er wieder so entscheiden würde, antwortete Maubach: "Diese Entscheidung: ja." Wie Uniper in Zukunft mit Sponsorings verfahren will, ist noch nicht entschieden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

Maubach geht unterdessen nicht davon aus, mit dem russischen Staatskonzern Gazprom wieder Geschäfte zu machen. "Ich glaube, diese Geschäftsbeziehung ist zerbrochen." Er kreide sich an, auch nach dem Beginn des Ukrainekrieges Gazprom als zuverlässigen Lieferanten verteidigt zu haben. "Und heute stehen wir da vor den Scherben dieser Geschäftsbeziehung." Uniper werde mit aller Macht versuchen, die Verträge mit Gazprom vor Schieds- und Zivilgerichten durchzusetzen und sich das Geld zurückzuholen.

Die Zukunft ehemaligen Gas-Riesen ist ungewiss. Ein Engagement in Uniper-Aktie könnte im schlimmsten Fall gar mit einem Totalverlust enden. DER AKTIONÄR rät von einem Investment ab - wenn sich auch zwischenzeitlich attraktive Trading-Chancen öffnen.

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(Mit Material von dpa-AFX)

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