Der Videospiele-Händler Gamestop hat in seinem zweiten Quartal die Umsätze gesteigert und den Verlust um die Hälfte verringert. Dass die Aktie nach der Veröffentlichung dennoch scharf korrigierte, liegt daran, dass das Unternehmen in einem wichtigen Punkt eindeutige Aussagen schuldig blieb. Wieder einmal.
Für den Berichtszeitraum bis Ende Juli meldete Gamestop einen Umsatzanstieg um 25 Prozent auf 1,18 Milliarden Dollar und einen um rund 50 Prozent niedrigeren Verlust von 61 Millionen Dollar. Beide Wert lagen im Rahmen der Analystenerwartungen.
GameStop profitierte in den vergangenen drei Monaten von der gestiegenen Nachfrage nach Spiele-Hardware und –Zubehör. Die Erlöse in der Sparte stiegen kräftig auf 609 Millionen Dollar, ein Zuwachs von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während die Umsätze mit Software stagnierten, setzte die Firma mit Merchandising rund 50 Prozent mehr um.
An der Börse reagierten die Anleger auf die Veröffentlichung mit einem Abverkauf der Aktie. Im späten nachbörslichen Geschäft sauste GameStop um 8,8 Prozent in die Tiefe.
DER AKTIONÄR hatte am Mittwoch auf die Gefahr eines Kursrückgangs nach der Veröffentlichung hingewiesen.
Wegen des Transformationsprozesses, in dem sich die Firma steckt, hatte Chairman Ryan Cohen zwar schon vor Monaten aufgehört, Prognosen zum Geschäftsverlauf abzugeben. Dieser Mangel an Transparenz war also wohl nicht für den Sell-off verantwortlich.
Abgesehen vom üblichen Kursmuster – die GameStop-Aktie brach in den letzten vier Quartalen am Tag nach den Zahlen jeweils zweistellig ein – sorgten eher fehlende Aussagen zur Zukunftsstrategie für lange Gesichter unter den Anlegern und damit einhergehend sinkende Kurse.
GameStop hätte einen positiven Impuls benötigt, um aus dem Muster auszubrechen, doch genau diesen blieb das Unternehmen unter seinem neuen Vorstandschef Matt Furlong wieder einmal schuldig. Dabei wären Details zur Strategie langsam an der Zeit. Im Juni tönte Cohen, er werde mit GameStop völlig neue Wege beschreiten, die es im Online-Handel so noch nie gegeben habe. Seither: Stille.
Wedbush-Analyst und GameStop-Kritiker Michael Pachter zweifelt daran, dass Cohen überhaupt eine Strategie verfolgt. Auf Twitter schrieb Pachter:
I know there are a lot of GameStop believers out there, but it's been 8 months since Ryan Cohen delivered his strategy to the board, since replaced with his hand picked members. Still no strategy other than to "delight customers" and "deliver value to shareholders" #3moremonths
— Michael Pachter (@michaelpachter) September 8, 2021
Die Kurskapriolen bei GameStop dürften sich so lange fortsetzen, wie das Management der Öffentlichkeit eine überzeugende Zukunftsvision schuldig bleibt. Bis es soweit ist, taugt die Aktie nur für Hardcorefans und Zocker.