Gelingt es einem Biotech-Unternehmen, die Zulassung für ein Medikament zu erlangen, gilt dies als wissenschaftlicher Ritterschlag. Entwickelt sich das Präparat dann sogar zum Kassenschlager, winken Milliardenumsätze. Genau solche Blockbuster-Medikamente haben die US-Biotech-Unternehmen Incyte und Vertex in ihrem Portfolio. Bei Incyte überzeugt Jakafi, ein oraler JAK-2-Hemmer, auf ganzer Linie. Das Medikament wird bei Störungen der Blutbildung eingesetzt und erzielt immer höhere Umsätze.Beide Unternehmen sollten dem regelmäßigen AKTIONÄR-Leser bestens bekannt sein. Nicht auf der Rechnung dürften die meisten aber ein europäisches Unternehmen haben, das gleich beiden US-Werten in ihrem Top-Markt Konkurrenz machen kann. Dabei klingt der Name der Gesellschaft gar nicht so europäisch: Galapagos – in erster Linie denkt man da an die Inselgruppe im Pazifik und die legendären Schildkröten.
Doch Kenner der Biotech-Szene wissen, dass dies auch der Name einer aufstrebenden Firma aus Mechelen (Belgien) ist. In den vergangenen Jahren konnte die Biotech-Firma beachtliche Ergebnisse erzielen und eine breite klinische Pipeline aufbauen. Mittlerweile zählt diese zehn Produktionskandidaten – mit dem aussichtsreichen Wirkstoff Filgotinib.
Blockbuster-Potenzial
Bei diesem Präparat handelt es sich um einen Januskinase-Inhibitor (Hemmkörper), der die intrazelluläre Signalübertragung beeinflussen kann. Dieser Signalweg hat eine enorm wichtige Funktion bei den verschiedensten hämatologischen und chronisch-entzündlichen Krankheiten. Und Galapagos versucht das große Potenzial des potenziellen Blockbusters auszuschöpfen. Der hauseigene Wirkstoff durchläuft derzeit umfassende Phase-3-Studien für die Indikationen Rheumatoide Arthritis sowie die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa.
In vorangegangenen Studien wurden bisher über 1.100 Patienten erfolgreich mit dem JAK-Hemmer der Belgier behandelt. Filgotinib punktete mit einem hervorragenden Wirksamkeits- und Risikoprofil. Kein Wunder, dass sich mit Gilead bereits ein großer US-Biotech-Konzern die Dienste des Präparats gesichert hat. Neben einer 15-prozentigen Beteiligung fließen Galapagos beim Erreichen von klinischen Fortschritten Meilensteinzahlungen in Millionenhöhe zu. Dies federt den hohen Forschungsaufwand ab. Denn neben dem JAK-Inhibitor forscht das Biotech-Unternehmen an weiteren aussichtsreichen Produktkandidaten.
Pipeline weckt Begehrlichkeiten
Ein Blick auf die Aktionärsstruktur von Galapagos zeigt, dass mehrere Investoren vom belgischen Biotech-Unternehmen überzeugt sind. Gilead ist mit knapp 15 Prozent der Anteile der größte Aktionär. Gilead? Da war doch was. Die US-Firma kämpft mit einem enormen Umsatzschwund. Schon lange erzielen die HIV- und Hepatitis-C-Präparate nicht mehr das gewünschte Wachstum. Immer mehr Analysten und Experten raten der US-Biotech-Firma daher zu Zukäufen. Ein Name, der häufig in diesem Zusammenhang fällt, ist Incyte, das mit dem JAK-Inhibitor Jakafi ein stark wachsendes Produkt vertreibt. Galapagos verfügt mit Filgotinib über einen ähnlichen Blockbuster-Kandidaten, der jedoch erst die entscheidende Phase 3 durchläuft. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Biotech-Exot aus Belgien mit knapp vier Milliarden Euro Marktkapitalisierung ein kleiner Happen für die prall gefüllte Kasse von Gilead darstellt. Zumal bereits ein großer Teil der Aktien im Besitz von Gilead ist.
Biotech-Exot mit Übernahmefantasie
Ohne Frage, Galapagos braucht noch einige Jahre, um profitabel zu werden. Dennoch sprechen die Studienerfolge der breiten Pipeline und das Investoreninteresse für sich. Hinzu kommt die Übernahmefantasie. Vergleichbare Biotech-Firmen aus den USA sind weitaus höher bewertet als Galapagos.
Risikobewusste Anleger setzen einen ersten Fuß in die Tür und nutzen größere Rücksetzer zum Ausbau der Position mit Stopp.
Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits teilweise in der Ausgabe 16/2017 von DER AKTIONÄR.