Über einen möglichen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank wird seit Monaten viel spekuliert. Der Bundesfinanzminister will es, die Institute selbst zieren sich. Auch immer mehr Experten melden sich zu dem Megaprojekt zu Wort – und finden dabei meist kritische Töne. Vor allem für die Deutsche Bank wäre die Belastung groß.
Nach Einschätzung von JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein kämen auf die Deutsche Bank im Falle einer Fusion große Belastungen zu. Nicht nur, dass das Institut den Commerzbank-Aktionären eine dicke Prämie zahlen müsste. Anschließend würden auch erhebliche Abschreibung auf die erworbenen Firmenwerte nötig. Die Alternative sei, dass die Deutschen Bank zur Finanzierung eine Kapitalerhöhung im Volumen von neun Milliarden Euro vornimmt und möglicherweise Commerzbank-Töchter wie mBank und Comdirect verkauft. Das sei jedoch kaum durchzusetzen, schätzt er der Experte.
Kurzfristig überwiegen die Risiken
Langfristig könnte ein Zusammenschluss zu günstigeren Refinanzierungskosten und geringeren Personalkosten führen. Das wiederum würde den zuletzt eher überschaubaren Gewinnen der beiden Banken auf die Sprünge helfen. Insgesamt wertet Abouhossein die mögliche Fusion jedoch kritisch und warnt vor hohen Risiken.
Dass der Zusammenschluss zweier Banken alles andere als ein Selbstläufer ist, zeigt schon die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank. Mehr als zehn Jahre nach Ankündigung der Übernahme laborieren die beiden Banken immer noch an ihrer Verschmelzung herum.
Bank-Aktien auf der Watchlist
Auch DER AKTIONÄR sieht die Fusionspläne kritisch, da sie am Kernproblem der mangelnden Profitabilität zunächst nichts ändern. Da bei beiden Bank-Aktien inzwischen auch die charttechnische Erholung vom Jahresanfang im Sande verlaufen ist, sollten Anleger aktuell vom Kauf absehen.