Zwischen Zoll-Streitigkeiten, Haushalts-Shutdown und schwachem US-Konsumklima konzentrierten sich viele Anleger am Freitag auf den Aktienmarkt – und kauften. Die Käufe zogen sich durch alle Branchen, aber Tech- und Finanz-Werte liefen am besten. Der Nasdaq 100 verbesserte sich zum Feierabend um 2,5 Prozent. Es gab aber auch Molltöne.
Die US-Börsen haben sich am Ende einer tiefroten Woche erholt. Für Optimismus sorgte am Freitag die Hoffnung, dass sich ein befürchteter Stillstand der Regierungsgeschäfte in den USA in letzter Minute noch abwenden lässt. Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, hatte eingelenkt. Er argumentierte, ein sogenannter Shutdown der Regierung würde nur Präsident Donald Trump in die Karten spielen: Entstehendes Chaos würde von seiner Agenda ablenken.
Schumer löste jedoch in seiner Partei einen heftigen Streit aus. Angeblich soll es nun Bestrebungen geben, ihn abzusetzen. Es bleibt von daher also spannend.
Von konjunktureller Seite gab es trübe Nachrichten: Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im März angesichts wachsender Inflationssorgen unerwartet deutlich eingetrübt. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima fiel zum Vormonat um 6,8 Punkte auf 57,9 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit November 2022. Volkswirte hatten mit 63,0 Punkten gerechnet.
Die Furcht vor einer durch Zölle ausgelösten höheren Inflation habe die Stimmung belastet, begründete die Uni den Anstieg. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen trübten sich ein. Die Inflationserwartungen der Verbraucher kletterten auf Sicht von einem Jahr von 4,3 Prozent im Vormonat auf 4,9 Prozent. Dies ist der höchste Wert seit dem Jahr 2022. Die längerfristigen Erwartungen legten von 3,5 Prozent auf 3,9 Prozent zu. – Trump selbst hat angekündigt, den von ihm eingeschlagenen Weg weiterzugehen (DER AKTIONÄR berichtete).
In einer von Ungewissheit geprägten Wirtschaft scheint eines so gut wie sicher: Die Federal Reserve wird ihren Leitzins am kommenden Mittwoch unverändert lassen. Die Finanzmärkte wetten laut FedWatch-Tool der CME Group mit überwältigender Mehrheit von 99 Prozent darauf, dass die Fed ihren Leitzins in einer Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent belassen wird. Die Aktien von Finanzinstituten wie American Express, Goldman Sachs und JPMorgan gehörten mit Tagesgewinnen von über drei Prozent zu den besten Werten im Dow Jones.
Auch sonst boomten am Freitag die US-Aktien. Der Dow Jones stieg um 1,65 Prozent auf 41.488 Punkte. Auf die Woche gerechnet, ergibt sich dennoch ein Minus von 3,1 Prozent – der größte Wochenverlust seit März 2023.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 2,1 Prozent auf knapp 5.639 Punkte nach oben. Der technologielastige Index Nasdaq 100 gewann sogar 2,5 Prozent auf 19.704,64 Punkte.

Anlagestratege Yung-Yu Ma von BMO Wealth Management ergänzte: "Die Märkte ringen mit der Frage, wo der faire Wert für einen Aktienmarkt liegt, der mit Gegenwind durch Zölle, fiskalische Ausgabenkürzungen und potenziell nachgebende Wirtschaftsdaten konfrontiert ist."
Die aktuelle Erholung zeigte sich bei allen Werten aus der Gruppe der "Magnificent 7", also den an den US-Börsen besonders beachteten Technologie-Werten. Die Aktien von Alphabet, Apple, Amazon, Microsoft, Meta, Tesla und Nvidia gewannen zwischen 1,7 (Alphabet) und 5,3 Prozent (Nvidia) hinzu. Letztere waren damit Tagessieger im Dow Jones.
Im Nasdaq 100 lagen fünf Werte noch besser im Rennen als Nvidia. Die in den Tagen zuvor stark gebeutelten Aktien von Micron, CrowdStrike, AppLovin, Palantir und Strategy gewannen vorm Wochenende zwischen 6,2 und 13 Prozent hinzu. Strategy-Papiere profitierten auch vom anziehenden Bitcoin. Die größte Kryptowährung lag am Abend im 24-Stunden-Vergleich etwa fünf Prozent höher bei über 84.000 Dollar. Andere Digitalwährungen wie Ripple XRP, Solana und Cardano gewannen zeitweise sogar zweistellig.
Noch stärker im Aufwind waren die Aktien von Quantencomputer-Herstellern. D-Wave, Quantum Computing und Rigetti gewinnen allesamt zweistellig. D-Wave hatte am Donnerstag nachbörslich Zahlen zum vierten Quartal 2024 vorgelegt. Zwar machten die Kanadier erneut Verluste. Doch das Minus je Aktie lag mit 0,08 US-Dollar niedriger als vor einem Jahr (0,10 Dollar).
Positiv auffällig waren im Tech-Sektor auch die Aktien von DocuSign, die um fast 15 Prozent in die Höhe schnellten. Das auf E-Signatur-Software spezialisierte Unternehmen übertraf mit seinen Quartalsergebnissen die Erwartungen und gab außerdem einen als positiv bewerteten Umsatzausblick ab. Laut dem Experten Brent Thill von Jefferies Research paaren sich "ermutigende Resultate mit einer attraktiven Aktienbewertung."
Papiere des Fitnessgeräte-Anbieters Peloton Interactive zogen um gut 16 Prozent an und profitierten damit von einer Kaufempfehlung des Analysehauses Canaccord Genuity. Die Expertin Susan Anderson erklärte dies mit den Vorteilen, die die Position des Unternehmens als "klarer Marktführer" im Bereich vernetzter Fitness mit sich bringe.
Ein weiterer deutlicher Gewinner waren die um 13,7 Prozent höheren Aktien von Ulta Beauty. Gut an kam, dass der Gewinn je Aktie für das vierte Quartal die durchschnittliche Analystenschätzung übertraf. Der Experte Michael Binetti von Evercore ISI wertete dies als erfreulich, auch wenn der Ausblick des Kosmetikkonzerns auf das laufende Jahr konservativ klinge.
Am Dow-Jones-Index-Ende enttäuschte Nike mit einem Abschlag von 1,4 Prozent auf 71,66 Dollar. Vor den Quartalszahlen am 20.März sind Anleger offenbar skeptisch, ob mit dem neuen CEO Elliot Hill, der im Oktober das Amt des Vorstandsvorsitzenden übernahm, bereits ein Turnaround erkennbar ist.
Künftig soll das Unternehmen wieder auf seinen Kern wie Laufen und Basketball gelenkt werden. Hill hatte eingeräumt, dass Nike zu sehr darauf konzentriert wurde, Online-Verkäufe zu fördern und seine Beziehung zu Großhandelspartnern wie Foot Locker und Dick's Sporting Goods zu kürzen. Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Nike auf "Buy" mit einem Kursziel von 115 US-Dollar belassen.
Enthält Material von dpa-AFX