Der Gesundheitskonzern Fresenius erwartet wegen Problemen bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) schlechtere Geschäfte. FMC leidet unter einem verschärften Personalmangel in den USA, der zu Kapazitätsengpässen bei Gesundheitsdienstleistungen führen dürfte. Dazu kämen steigende Löhne und Materialkosten sowie Störungen in der Lieferkette. Auch die mittelfristigen Ziele seien nicht mehr zu halten.
Börsianern zufolge überraschte mit Blick auf 2022 weniger die Prognosesenkung an sich als deren Ausmaß. Derweil fielen die vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal laut einem Marktbeobachter bei FMC ein wenig besser als erwartet aus, beim Mutterkonzern hingegen durchwachsen.
"Am Ende des ersten Quartals haben wir mit einem länger anhaltenden Arbeitskräftemangel gerechnet. Eine so deutliche und schnelle Verschärfung konnten wir damals aber noch nicht absehen", sagte die stellvertretende FMC-Vorstandschefin Helen Giza. Personalknappheit, Fluktuation und die zunehmende Abhängigkeit von Leiharbeitskräften hätten die Kosten hochgetrieben. FMC senkte seine Prognosen für dieses Jahr und erwartet nun einen Gewinnrückgang im hohen Zehn-Prozent-Bereich. Das Umsatzwachstum soll zudem schwächer ausfallen.
Ziele kassiert
Die Konzernmutter könne sich den Problemen nicht entziehen, sagte Vorstandschef Stephan Sturm. Fresenius erwartet für dieses Jahr ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Den Gewinn sieht Fresenius währungsbereinigt und vor Sondereinflüssen sinken. Wegen der Probleme bei FMC erwartet Fresenius, sein mittelfristiges Gewinnziel nicht mehr erreichen zu können. Auch FMC zog die Ziele bis 2025 zurück.
Fresenius und FMC legten zudem vorläufige Zahlen für das zweite Quartal vor. So stieg der Umsatz von Fresenius zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf gut zehn Milliarden Euro. Unterm Strich verblieben mit 450 Millionen Euro 5 Prozent weniger Gewinn. Bei FMC stieg der Umsatz um zehn Prozent auf 4,75 Milliarden Euro. Der Gewinn brach um ein Drittel ein.
Fresenius und die Dialyse-Tochter FMC kämpfen an mehreren Fronten mit vielen Problemen. Eine Besserung ist nach Ansicht des AKTIONÄR vorerst nicht in Sicht, Anleger sollten daher nicht ins fallende Messer greifen. Beide Aktien befinden sich derzeit nicht auf der AKTIONÄR-Empfehlungsliste.
(Mit Material von dpa-AFX)