Erst Electronic Arts, jetzt Take-Two – die Quartalsberichte der Gaming-Konzerne sorgen für Schock-Momente an der Börse. Auch Activision Blizzard, Ubisoft und Nintendo haben deutliche Kursverluste zu beklagen. Kein Wunder, denn alle Spiele-Konzerne plagt das gleiche Problem: die große Angst, dass durch den Riesenerfolg von „Fortnite“ die eigenen Spiele zu Ladenhütern werden.
Der Hype macht Angst
Immer wieder tauchen Spiele auf, die alles vorher Dagewesene sprengen. Aktuell ist es „Fortnite“, das neue Rekorde erzielt. Wer Kinder hat, die gerne an PC, PlayStation oder Xbox spielen, hat die Comic-Grafik wahrscheinlich schon über den Bildschirm flimmern sehen. Laut dem Entwickler Epic haben „Fortnite“ im August 78 Millionen Spieler gespielt. Der Hype ist nicht groß – er ist riesig. Dabei geht gerne auch unter, dass nicht „Fortnite“ sondern immer noch das im Jahr 2009 erschienene „League of Legends“ jeden Monat die meisten Spieler anzieht.
Rekordverkäufe trotz Fortnite
Das zeigt bereits – hier wird gerne relativiert. Da stört es auch nicht, dass Electronic Arts mit 23 Millionen FIFA-Kopien im vergangenen Jahr einen neuen Verkaufsrekord für das Franchise aufgestellt hat oder Take-Two mit 23 Millionen Exemplaren das bestverkaufte Spiel der Jahres war. Diese Rekordzahlen lassen sich nicht mit dem vorherrschenden Sentiment „Wegen Fortnite werden weniger Spiele verkauft“ vereinbaren. Nach Ansicht des AKTIONÄR gilt vielmehr folgendes: Gute Franchises wachsen weiter und sorgen für Umsatz- und Gewinnzuwächse.
Sicherlich versaut Electronic Arts „Battlefield“ und „Star Wars: Battlefront“ die starken FIFA-Einnahmen, sicherlich hat Activision Blizzard mit „World of Warcraft“ und „Overwatch“ ein Problem, sicherlich kann „GTA Online“ von Take-Two nicht mehr glänzen. Doch es macht keinen Sinn, die großen Spiele-Konzerne anhand eines einzelnen Spieles zu bewerten, vielmehr muss das gesamte Portfolio betrachtet werden und sich an Bewertungskennzahlen messen lassen. Argumentationen alla „Schwach, weil Fortnite“ genügen nicht.
Mittelfristig Pfui – Langfristig Hui
Doch der Markt hat immer recht. Der Abverkauf in der Branche zeigt klar die Sorgen gegenüber den großen Spieleentwicklern auf. Insbesondere 2019 dürfte beschwerlich werden. Mittelfristig lassen weder Take-Two (keine Releases in der ersten Jahreshälfte) noch Activision Blizzard (kaum Veröffentlichungen für 2019) Kursimpulse erkennen.
Langfristig lassen sich jedoch im sehr starken Take-Two-Portfolio und den Mobile-Bemühungen Activision Blizzards Chancen erkennen. Dieses Potenzial ist aktuell günstig zu haben. Die KGVs von Activision Blizzard bei 16 für die nächsten zwölf Monate und von Take-Two bei 17 waren in den vergangenen Jahren selten attraktiver. Anleger bleiben dabei und halten sich für Nachkäufe bereit.