FORTEC Elektronik feiert in diesen Tagen sein 40-jähriges Jubiläum. Vom reinen Distributor hat sich die seit 1990 börsennotierte FORTEC Group zu einem führenden Lösungsanbieter im Bereich Elektronik weiterentwickelt. Nach dem Sprung über die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro hat das Vorstandsteam die Weichen für eine mittelfristige Fortsetzung der Erfolgsstory gestellt – attraktive Dividenden inklusive.
FORTEC-CEO Sandra Maile im Gespräch mit dem AKTIONÄR über die Anfänge der Gesellschaft, die Entwicklung hin zum Lösungsanbieter und die Ziele der Strategie „Strong Together 2030“.
DER AKTIONÄR: Frau Maile, FORTEC feiert sein 40jähriges Jubiläum. Ist Ihnen angesichts der zunehmenden Herausforderungen in einem schwierigen Marktumfeld überhaupt zum Feiern zumute?
Sandra Maile: Für uns war in erster Linie wichtig, diese 40 Jahre Firmengeschichte mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu feiern, in einem Rahmen, der zu uns passt: Tradition trifft auf Hightech. Dank der Bierbrauerei Giesinger und dem Panasonic Campus ist uns das auch bestens gelungen. Gerade in herausfordernden Zeiten muss man positive Impulse setzen, die die Zusammenarbeit, das Engagement und die Loyalität stärken.
FORTEC steht für eine beispielhafte Erfolgsstory im deutschen Mittelstand. Was waren aus Ihrer Sicht die größten Meilensteine in den vergangenen 40 Jahren?
Aus meiner Sicht zeichnet sich FORTEC dadurch aus, dass wir nie stehen geblieben sind. Wir haben uns ständig durch neue Partnerschaften, strategische Akquisitionen sowie die Einführung von Technologien weiterentwickelt und dabei haben wir immer gut gewirtschaftet. Das reine Wachstum stand nie allein im Vordergrund. Dabei wurde das Unternehmen von Gründern und Managern geführt, die zuvor selbst als Unternehmer tätig waren oder aus einer Unternehmerfamilie stammen. Das hat FORTEC in positiver Weise geprägt.
Auch wenn Sie vor 40 Jahren noch nicht dabei waren: Wie kam es zur Firmengründung? Welche Ideen und Strategien steckten dahinter?
Als die vier Gründer mit FORTEC starteten, wussten sie, dass es im Stromversorgungsgeschäft einige Zeit dauern würde, bis die Projekte von der Entwicklung in die Produktion übergehen würden. Daher setzten sie auf den Halbleitervertrieb, um schnelle Einnahmen zu erzielen. Zu dieser Zeit durften die großen europäischen Halbleiterdistributoren aufgrund von Franchisevereinbarungen mit den US-amerikanischen Halbleiterherstellern keine in Japan hergestellten Halbleiter vertreiben, was FORTEC eine große Chance eröffnete. Diese japanischen Halbleiterhersteller belieferten in erster Linie japanische Erstausrüster mit dem Großteil ihrer Produktionskapazitäten, so dass nur sehr wenig Überschuss für den europäischen Markt übrig blieb. Da es zu dieser Zeit jedoch unüblich war, Stornobedingungen zu akzeptieren, verfügten die japanischen OEMs häufig über überschüssige Lagerbestände dieser japanischen Geräte.
Und FORTEC sicherte sich diese Lagerbestände für den hiesigen Markt?
Ja, durch die Beziehungen, die die FORTEC-Gründer zu diesen japanischen OEMs in vorigen Positionen aufgebaut hatte, erhielt das Unternehmen Zugang zu diesen Überbeständen und konnte die Produkte auf dem europäischen Markt vertreiben. Eines der ersten Geräte, die sie auf den europäischen Markt lieferten, wurde von TOSHIBA hergestellt.
Nachdem dieses Geschäft Fahrt aufgenommen hatte, wurden im nächsten Schritt die Stromversorgungsprojekte in die Produktion verlagert und stießen auf eine positive Resonanz am Markt. Damit war der Grundstein für die heutige FORTEC Group gelegt.
Im Jahr 1990 folgte dann frühzeitig der Gang an die Börse, seitdem hat sich die Gesellschaft stark gewandelt. Wie war FORTEC damals aufgestellt, was waren die größten Umstellungen auf das aktuelle Geschäftsmodell?
Viele kennen uns noch aus der Zeit, als FORTEC als Distributor technologisch hochwertige Produkte an einen breiten Kundenstamm verkauft hat. Mit strategischen Akquisitionen hat sich FORTEC dann vom reinen Produktanbieter in Richtung Systemlieferant weiterentwickelt. Heute besetzt die FORTEC Group in den Bereichen Datenvisualisierung und industrielle Stromversorgungen zwei attraktive Segmente der hochwertigen Elektronik und gehört dort zu den Marktführern im deutschsprachigen Raum. Dabei bieten wir Entwicklungs- und Produktions-Know-how, um auf Kundenwünsche sowie Markterfordernisse schnell und flexibel reagieren zu können. Unser großer Vorteil ist, dass wir die Stärke eines börsennotierten Wachstumsunternehmens mit der Flexibilität eines Mittelständlers kombinieren.
Ein derartiger Konzernumbau funktioniert aber nicht ohne Rückhalt der Belegschaft.
Korrekt. Die Entwicklung hin zum Lösungsanbieter erfordert ein Umparken im Kopf, ein Umdenken auf allen Ebenen. Es erfordert auch eine Anpassung der Unternehmenskultur und der Organisation. Dies braucht Zeit und muss sich entwickeln. Wir sind hier auf einem guten Weg und stolz auf das bisher Erreichte.
Welche Akquisitionen haben die Geschichte von FORTEC wesentlich geprägt? Und welche Rollte spielte die Internationalisierung für den Geschäftserfolg?
Die größte und auch prägendste Akquisition war sicherlich die Übernahme der DATA Display in den Jahren 2014/15 mit den Tochterfirmen FORTEC Integrated (DISTEC) in Germering, FORTEC US (APOLLO) und FORTEC UK (Display Technologie). Bis zu diesem Zeitpunkt war FORTEC hauptsächlich in der DACH-Region tätig, hatte noch wenig Erfahrung mit ausländischen Absatzmärkten und das Segment Stromversorgungen war der Umsatztreiber. Mit dem Unternehmenskauf übernahm das Segment Datenvisualisierung die größere Rolle und gab der Entwicklung vom Produktanbieter zum System- und Lösungsanbieter eine neue Dynamik. Inzwischen ist die FORTEC Group über ihre Tochtergesellschaften auch im angloamerikanischen Raum gut positioniert.
Und was hat sich in Bezug auf die regionale Aufstellung geändert?
Auch die regionale Nähe zu den früheren Standorten Landsberg am Lech und Aschheim erforderte eine Neuaufstellung der bayrischen Standorte. So wurde im Jahr 2019 der Sitz von Landsberg nach Germering verlegt, die Standorte Aschheim und Landsberg geschlossen. Seit 2020 ist die FORTEC Elektronik AG nun als Holding für die Steuerung der verbundenen Unternehmen, die Strategie des Konzerns und wesentliche Teile der Administration zuständig.
Kommen wir zurück auf den aktuellen Geschäftsverlauf: Wie weit ist die Entwicklung zum „Branded House“ inzwischen fortgeschritten?
Der erste Teil des Projektes FORTEC One, der die Logo- und Namensänderungen der Tochtergesellschaften umfasst, ist nahezu abgeschlossen. Lediglich ein paar administrative Nacharbeiten sind hier noch erforderlich. Seit Anfang Juli 2024 haben alle operativen Gesellschaften einen einheitlichen Auftritt mit der Unternehmensmarke FORTEC.
Wann planen Sie den Abschluss und was versprechen Sie sich von FORTEC One?
Der zweite Teil des Projektes ist ein gemeinsamer Webseitenauftritt. Die Phase 1 mit dem Onboarding der AG, FORTEC UK, FORTEC CH und FORTEC CZ ist bereits in der Umsetzung und soll bis Anfang 2025 abgeschlossen sein. Dann beginnen wir mit Phase 2 und integrieren FORTEC Integrated und FORTEC Power, in 2026 folgt dann USA.
FORTEC hat seit dem Börsengang Jahr für Jahr Gewinne eingefahren und immer eine attraktive Dividende ausgeschüttet. Wie wichtig ist es Ihnen, diese Historie fortzuschreiben?
FORTEC ist als stabiler Dividendenzahler bekannt. Uns ist wichtig, unsere Aktionärinnen und Aktionäre durch nachhaltige und – bei gleichbleibender Ausschüttungsquote – wenn möglich auch steigende Dividenden am Geschäftserfolg zu beteiligen. Ebenso wichtig ist für uns die Thesaurierung des Gewinnvortrags, die eine gute Finanzausstattung der Gesellschaft als Basis für die weitere positive Entwicklung unserer FORTEC sicherstellt und uns ermöglicht kurzfristig zu agieren.
Zum Abschluss ein Blick über den Tellerrand: Wie könnte FORTEC zu seinem 50-jährigen Jubiläum aufgestellt sein?
In unserer Strategie „Strong Together 2030“ haben wir die wichtigsten Zielbilder beschrieben: Wir entwickeln, produzieren und vertreiben für unsere Kunden die modernsten Schnittstellen in der digitalen Welt. Wir liefern die leistungselektronische Infrastruktur, die für die Digitalisierung in kritischen Anwendungen erforderlich ist – und sind dabei in Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren positioniert. Gemäß unserem Motto „Big enough to compete – small enough to care“ wollen wir auch künftig die traditionellen Werte mittelständischer Unternehmen leben und dabei unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit kontinuierlich verbessern.