Der US-Autokonzern Ford kommt nicht auf die Beine. Nach zwei dramatisch schlechten Quartalen und Prognosesenkung kommt das wichtige E-Auto-Geschäft immer noch nicht in Schwung. In den USA wurde das E-Pick-up auf Eis gelegt, in Europa soll die Wettbewerbsfähigkeit durch Kostenreduktion verbessert werden. Tausende Stellen werden gestrichen.
Ende Oktober enttäuschte Ford mit seinen Quartalszahlen. Der Autokonzern schreibt weiterhin tiefrote Zahlen im Geschäft mit Elektroautos. Die Sparte fuhr im Q3 einen operativen Verlust von gut 1,2 Milliarden Dollar ein. Bei Autos mit Verbrennermotor verbuchte Ford dagegen einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 1,6 Milliarden Dollar und ein weiteres Plus von 1,8 Milliarden bei Nutzfahrzeugen.
Der Konzern senkte daraufhin seine Gewinnprognose. Ford rechnet für dieses Jahr nur noch mit einem bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern bei zehn Milliarden Dollar – nachdem zuvor eine Spanne von zehn bis zwölf Milliarden genannt wurde. Finanzchef John Lawler verwies darauf, dass Ford in diesem Jahr die Kosten der Elektroauto-Sparte um eine Milliarde Dollar senken werde. Und bei der Entwicklung neuer Elektro-Modelle achte man darauf, dass die Ausgaben auf dem Niveau der günstigsten Konkurrenten liegen. Es sei ein harter Markt, in dem Kosten eine entscheidende Rolle spielen würden, sagte er.
An der Kostenschraube dreht der Konzern nun auch in Europa. Bis Ende 2027 peilt Ford den Abbau von 4.000 Stellen an. Der Großteil der Jobs soll in Deutschland gestrichen werden. Ford spricht von 2.900 Stellen. Die meisten Arbeitsplätze sollen im Kölner Werk wegfallen. Zudem werden 800 Arbeitsplätze in Großbritannien und 300 in anderen EU-Staaten abgebaut.
In Köln sind die Europa-Zentrale und die Produktion von zwei Elektroauto-Modellen angesiedelt. Nach Betriebsratsangaben hat Ford in der Domstadt derzeit rund 11.500 Stellen - das hieße, dass dort etwa jede vierte Ford-Stelle gestrichen werden könnte.
In den Jahren 2023 und 2024 hatte Ford knapp zwei Milliarden Euro in seinen Kölner Standort investiert, um Elektroautos produzieren zu können. Die Herstellung des Kleinwagen-Verbrennermodells Fiesta wurde eingestellt. Inzwischen rollen in Köln zwei E-Automodelle von Ford vom Band – es sind die ersten Pkw-Serienmodelle aus Europa.
Im Pkw-Segment habe Ford in den vergangenen Jahren hohe Verluste gemacht, hieß es von dem Unternehmen. In diesem Segment seien die Kosten der Umstellung auf Elektroautos hoch. Außerdem verwies das Unternehmen auf Stromer-Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele. Solche Vorgaben sind aus Sicht von Ford ein Hemmschuh für das separate Geschäft mit Verbrennungsmotoren.
Ford hatte voller Hoffnung drei speziell für Europa konzipierte Modellen konzipiert und auf den Markt gebracht, unter anderem den Pick-up F-150 Lightning. Doch die Nachfrage nach dem neuen Elektroauto blieb zu gering, deshalb wurde die Produktion für anderthalb Monate unterbrochen.
Wie ecomento.de schreibt, wurde bereits im Oktober 2023 die Fertigung im US-Werk in Michigan von drei auf zwei Schichten reduziert, im April dann auf eine Schicht pro Tag heruntergeschraubt. Nun folgt ein weiterer Einschnitt: Die Fertigung wird sechs Wochen lang komplett gestoppt, vom 18. November bis zum 6. Januar.
An der Börse kommen die Spar- und Personal-Pläne am Mittwoch nicht gut an. Die Ford-Aktie steht nach zwei Handelsstunden in New York über drei Prozent tiefer bei 10,68 Dollar. Damit steht der Wert auch wieder unter seinem GD50, der aktuell bei 10,82 Dollar verläuft.
Ford steht mit seinen Problemen nicht allein da. Letztlich sind derzeit auch alle deutschen Autobauer stark unter Druck. Nach dem Wegfall einer staatlichen Elektroauto-Förderung ist die Nachfrage eingebrochen, und auch die lahmende Konjunktur und Jobängste führen zu einer Kauf-Zurückhaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher.
Ford-Manager Marcus Wassenberg sagte, dass man auch für zukünftige Generationen ein starkes Geschäft in Europa betreiben wolle. "Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen."
Nach einem Milliarden-Verlust im zweiten Quartal und der Prognose-Senkung nach den Q3-Zahlen vor drei Wochen bleibt die Ford-Aktie im Tal der Tränen. Bis die Anpassung an sich verändernde Marktbedingungen sich in der Bilanz bemerkbar macht, dürften Jahre vergehen. Bis dahin besteht die Gefahr, dass E-Autos, die sich auf lange Sicht wohl durchsetzen werden, ins Hintertreffen geraten. Die Ford-Aktie muss man derzeit nicht haben.
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