Der internationale Luftverkehrsverband IATA sorgt sich um die Zukunft der Branche. Auf seiner Jahreshauptversammlung in Sydney warnte CEO Alexandre de Juniac angesichts Engpässen an Flughäfen vor einer Kapazitätskrise der Airlines. Die vor sechs Monaten noch heraufgesetzten Gewinnprognosen wurden nun deutlich gesenkt. Doch die Aktien der Fluggesellschaften reagieren freundlich - vor allem Lufthansa und Air France-KLM.
Steigende Kosten für Treibstoff und Mitarbeiter drücken auf die Renditen der Gesellschaften im globalen Luftverkehrsmarkt. Die International Air Transport Association (IATA) hat deshalb ihr Gewinnziel gesenkt. Der Nettogewinn der Airlines werde 2018 voraussichtlich 33,8 Milliarden US-Dollar betragen - gegenüber der Prognose von Dezember bei 38,4 Milliarden US-Dollar ein Minus von zwölf Prozent. Im vergangenen Jahr war noch bei 38 Milliarden US-Dollar ein Allzeithoch erreicht worden, was durch Sonderabrechnungen wie einmalige Steuergutschriften noch unterstützt wurde.
Nordamerikanische Fluggesellschaften mit größtem Gewinnanteil
Der IATA-Chef betonte jedoch, dass die Airlines solide finanziert seien. "Dadurch können Fluggesellschaften Wachstum finanzieren, Arbeitsplätze ausbauen, Bilanzen stärken und unsere Investoren belohnen", so de Juniac. Die nordamerikanischen Fluggesellschaften werden mit einem Nettogewinn von 15 Milliarden Dollar am meisten zu den Gewinnen der Branche beitragen. Sie hätten auch die höchsten Margen und Kapitalrenditen.
Abgesehen von Afrika werden alle anderen Regionen profitabel bleiben. Fluggesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum, der am schnellsten wachsenden Region in Bezug auf Passagiere, werden 8,2 Milliarden US-Dollar verdienen, knapp hinter den 8,6 Milliarden US-Dollar der europäischen Fluggesellschaften.
Der allmähliche Anstieg der Zinssätze kommt ebenfalls den Gewinn, heißt es in einer Mitteilung der IATA. Hingegen lasten wachsende globale Ungewissheiten wegen protektionistischer Strömungen einiger politischen Kräfte, der Rückzug der USA aus dem iranischen Nuklearabkommen und mangelnde Klarheit über die Auswirkungen des Brexit als Risiken auf der Branche.
Hohe Ölpreise belasten
Wegen der gestiegenen Kraftstoffkosten - allein Brent-Rohöl hat sich im vergangenen Jahr um 55 Prozent verteuert - werden die Fluggesellschaften einen Teil der Treibstofflast auf die Passagiere abwälzen müssen, sagte de Juniac.
Ein Sprecher von American Airlines sagte, dass die Fluggesellschaft die steigenden Treibstoffkosten momentan auffangen kann, aber möglicherweise muss sie die Preise erhöhen, wenn diese Niveaus "die neue Norm" werden. Allgemein werden Treibstoffzuschläge wahrscheinlicher.
Lufthansa rechnet mit besseren Erlösen
Auch die Lufthansa erwartet allgemein steigende Ticketpreise im Sommer. Die zuletzt unter Druck geratenen Durchschnittserlöse der Fluggesellschaft sollten in den kommenden Monaten wieder steigen, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Rande der IATA-Generalversammlung am Montag. Dabei profitieren die Deutschen von den Problemen einiger Konkurrenten wie Air France-KLM.
Dabei erwartet Spohr eine Rekordauslastung der Flugzeuge. Die Lufthansa könnte etwa vom anhaltenden Tarifkonflikt bei der französisch-niederländischen Konkurrentin profitieren. Durch die ungelöste Auseinandersetzung in deren französischer Sparte Air France würde das Flugangebot in der Branche nicht mehr so stark anziehen. Auch die Lufthansa könne ihr Flugangebot wegen Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Flugzeuge wie dem Airbus A320neo oder der C-Serie von Bombardier nicht so stark ausbauen wie zuletzt.
Da sich dies aber positiv auf die Durchschnittserlöse auswirken dürfte, legte die Lufthansa-Aktie heute in gedrücktem DAX-Umfeld mehr als zwei Prozent zu. Der Wert ist jedoch kürzlich unter die Stopp-Loss-Marke von 23,70 Euro gefallen, sodass DER AKTIONÄR dem Treiben vorerst von der Seitenlinie aus zusieht. Der Abwärtstrend seit den Höchstständen Anfang Januar ist intakt, eine nachhaltige Trendwende aufwärts dürfte dauern.
Die Aktien von Air France-KLM stiegen am Montag sogar noch stärker - allerdings nicht wegen verbesserter Gewinnaussichten. Am Wochenende hatte die Zeitung Les Echos berichtet, der französische Staat wolle sich von seinem 14,3-prozentigen Anteil an Air France trennen. Eine Möglichkeit sei der Einstieg der Hotelkette Accor. Auch bei der Air-France-Aktie ist der Abwärtstrend weiterhin intakt.
Die Papiere der Konkurrenten Ryanair, AKTIONÄR-Favorit Easyjet und der British-Airways-Mutter IAG konnten im Fahrwasser der beiden großen europäischen Airlines ebenfalls ansehnliche Kursgewinne verzeichnen.