Intels Turnaround-Strategie läuft auf Hochtouren und setzt dabei vor allem auf den Umbau zu einem Auftragsfertiger für die gesamte Halbleiterbranche. Dieses Foundry-Modell soll künftig aber auch intern zur Anwendung kommen - und viele Milliarden Dollar einsparen.
Gestern wurde nicht nur bekannt, dass Intel einen Minderheitsanteil seiner österreichischen Standalone-Tochter IMS Nanofabrication an den US-amerikanischen Finanzinvestor Bain Capital verkaufen wird, in einem Update des erst im letzten Jahr von Speicherchiphersteller Micron zu Intel gewechselten Finanzchefs David 'Dave' Zinsner gab das Unternehmen auch Details zu seinem sog. Internal Foundry Model bekannt:
Künftig will man nämlich nicht nur für Halbleiterhersteller ohne eigene Chip-Werke (bspw. AMD, Nvidia und Qualcomm) fertigen und dabei mit Auftragsherstellern wie Taiwan Semiconductor und Samsung konkurrieren. Das sog. Foundry-Modell soll auch unternehmensintern zur Anwendung kommen: Chip-Design und Chip-Herstellung sollen also künftig einerseits streng getrennt werden und gleichzeitig andererseits Hand in Hand gehen - so wie es zum Beispiel bei AMD und Taiwan Semiconductor, die eine enge Partnerschaft verbindet, bereits der Fall ist.
Dieses Internal Foundry Model soll Milliardeneinsparungen bringen. Schon in diesem Jahr sollen laut CFO Dave Zinsner bis zu drei Milliarden Dollar eingespart werden, bis 2025 könnten sich die jährlichen Einsparungen auf acht bis zehn Milliarden Dollar belaufen - und dementsprechend mit signifikanten Margenverbesserungen einhergehen. Langfristig peilt man bei Intel eine Bruttomarge von 60 Prozent (akt. 38 Prozent) an, womit man zum Branchenprimus Taiwan Semiconductor aufschließen würde.
Bis dahin muss Intel allerdings einen gewaltigen Technologievorsprung aufholen und Kunden für seine viele Dutzend Milliarden Dollar teure Auftragsfertigung gewinnen. Bei der Bank of America zeigt man sich diesbezüglich unbeeindruckt, das Internal Foundry Model sei kein Game Changer. In einer gestern veröffentlichten Analystenstudie hat man das Kursziel von 32 auf 28 Dollar gesenkt und das Rating bei "Underperform" belassen.
Hat die langfristige Strategie von Intel Erfolg, sind neue Allzeithochs in der Aktie garantiert: Auftragsfertiger Taiwan Semiconductor kommt derzeit auf einen dreimal höheren Börsenwert. Die Liste bis dahin zu bewältigender Herausforderungen ist allerdings lang, Investoren dürfen daher kurzfristig nicht zu viel erwarten und werden Geduld beweisen müssen.
Der Grundstein für eine technische Trendwende in der laufenden Empfehlung von DER AKTIONÄR wurde unterdessen mit dem Ausbruch über 30 Dollar gelegt. Diese Marke muss nun mithilfe der gleitenden Durchschnitte verteidigt werden.