Die Spannung steigt: Die US-Notenbank (Fed) wird heute Abend voraussichtlich ihr milliardenschweres Anleihekaufprogramm einstellen. Doch gibt es um 19:00 Uhr auch Hinweise auf eine mögliche Zinswende?
Die Mehrheit der Volkswirte verwartet eine klare Mehrheit für ein Ende des milliardenschweren Anleihekaufprogramms. "Wir rechnen daher damit, dass die Fed ihr Wertpapierkaufprogramm wie angekündigt im November einstellen wird", so Helaba-Fachmann Patrick Franke. Die US-Notenbank hatte zuletzt noch monatlich Anleihen im Volumen von 15 Milliarden Dollar gekauft. Insgesamt hat die Fed laut Berechnungen der Commerzbank mit ihrem dritten Anleihekaufprogramm Papiere für mehr als 1.700 Milliarden Dollar erworben. Die Bilanzsumme der Fed wurde durch die drei Kaufprogramme auf 4.500 Milliarden Dollar aufgeblasen. Dies entspricht 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Seit 2007 hat sich so die Notenbankbilanz verfünffacht.
"Weitere Anpassungen der Geldpolitik sind nicht zu erwarten", so Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner in einem Kommentar. Der aktuelle Leitzins dürfte also zunächst weiter bei 0,0 bis 0,25 Prozent bleiben. Bisher hatte die Notenbank auch nach dem Ende der Anleihekäufe die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik für einen beträchtlichen Zeitraum versprochen. Die entscheidende Frage lautet aber, wann die Fed mit der Zinswende beginnt.
Und hier gehen die Meinungen der Experten auseinander. Die Dekabank erwartet bereits auf dieser Sitzung eine Änderung der sogenannten zukunftsgerichteten Hinweisen ("Forward Guidance"). Auch Helaba-Analyst Franke geht derzeit davon aus, dass die Erholung am Arbeitsmarkt bis zum kommenden Frühjahr so weit fortgeschritten ist, dass die Fed die Zinswende einleiten werde.
Die Volkswirte der Postbank zweifeln dagegen an einer Neuformulierung, da zuletzt eine Reihe von Mitgliedern vor den Folgen einer Abschwächung der Weltwirtschaft gewarnt hätte.
Die Volkswirte von HSBC Trinkaus erwarten ebenfalls noch kein Signal in Richtung einer bald anstehenden Leitzinserhöhung der Fed: "Die Fed dürfte die sechs Wochen bis zur nächsten Sitzung nutzen, um sich mehr Klarheit in Bezug auf die Stabilität der Kapitalmärkte und der Konjunktur zu verschaffen."
Volkswirte, Investoren und Analysten werden heute Abend genau hinhören, ob die Wortwahl von Janet Louise Yellen, die seit dem 1. Februar 2014 in der Nachfolge von Ben Bernanke Fed-Präsidentin ist, Hinweise auf den Zeitpunkt einer möglichen Zinserhöhung liefert. Aufgrund der jüngsten Zeitumstellung in Europa werden die Entscheidungen schon um 19:00 Uhr deutscher Zeit veröffentlicht.
(Mit Material von dpa-AFX)