Facebook wächst weiter rasant, das Online-Netzwerk boomt vor allem im umkämpften und zukunftsträchtigen mobilen Geschäft. Doch die Expansion geht ins Geld und zerrt am Gewinn, wie der am Mittwoch veröffentlichte Finanzbericht für das zweite Quartal zeigte. Die Ausgaben nahmen verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 82 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar zu.
Höhere Kosten
Konzernchef Mark Zuckerberg hatte Anleger bereits auf einen starken Kostenanstieg eingestellt. Facebook investiert massiv, um von der Verschiebung von Werbeanzeigen ins Mobilgeschäft auf Smartphones oder Tablets zu profitieren, Rechenzentren auszubauen, und Beteiligungen wie den Fotodienst Instagram, den 3D-Brillenbauer Oculus VR oder das Chat-Programm WhatsApp weiter zu entwickeln.
Eine Frage, für die sich in der Telefonkonferenz nach Vorlage des Finanzberichts viele Analysten interessierten, war dann auch, ob und wann Facebook mit diesen Firmen Geld verdienen werde. Dabei stand vor allem Instagram im Fokus, das mit 300 Millionen Nutzern mittlerweile fast so verbreitet ist wie Twitter und seit dem vergangenen Jahr Werbung schaltet. "Bis zu einem signifikanten Beitrag zu unserem Wachstum wird es noch dauern", sagte Facebook-Managerin Sheryl Sandberg.
Umsatzprognosen übertroffen
Die hohen Ausgaben ließen den Überschuss zum Vorjahr um gut neun Prozent auf 719 Millionen Dollar (653 Mio Euro) sinken. Der Umsatz kletterte um 39 Prozent auf 4,04 Milliarden Dollar und übertraf damit die Prognosen der Wall Street. Und das, obwohl der starke Dollar belastete, der Auslandserlöse nach Umrechnung in US-Währung verringert. Zuckerberg zeigte sich zufrieden: "Es war ein weiteres starkes Quartal", kommentierte der Facebook-Chef die Zahlen.
Die Investitionsoffensive scheint auch zu wirken: Die weltweite Zahl der Nutzer, die mindestens einmal im Monat bei Facebook vorbeischauen, stieg im Juni um 13 Prozent zum Vorjahr auf 1,49 Milliarden. Die täglich aktiven User nahmen um 17 Prozent auf 968 Millionen zu. Der Trend zur mobilen Nutzung hält an. Inzwischen greifen 844 Millionen Mitglieder täglich von Smartphones und Tablets auf den Dienst zu - das waren 29 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Werbeeinnahmen - Facebooks wichtigste Geldquelle - stiegen im zurückliegenden Quartal um 43 Prozent zum Vorjahr auf 3,8 Milliarden Dollar. Etwa 76 Prozent davon werden mittlerweile auf mobilen Geräte erwirtschaftet, vor einem Jahr waren es noch 62 Prozent. Trotzdem geriet die Aktie nachbörslich mit drei Prozent ins Minus. Allerdings ist der Kurs auf Jahressicht um ein Drittel gestiegen. Allein in den letzten zwei Monaten legte der Börsenwert um 50 Milliarden Dollar zu.
Starke Entwicklung
Nachdem die Aktie von Facebook im Jahr 2012 einen schwachen Start an der Börse hingelegt hatte, kennt das Papier seitdem aber kein Halten mehr. Erst vor wenigen Tagen hat die Aktie bei 99,24 Dollar ein neues Allzeithoch markiert. Und auch das dürfte noch lange nicht das Ende der Aufwärtsbewegung gewesen sein. Auch wenn das Papier nach Bekanntgabe der Zahlen nachbörslich mehr als drei Prozent auf 93,76 Dollar nachgegeben hat. DER AKTIONÄR empfiehlt, die Gewinne mit einem Stopp bei 73,00 Euro laufen zu lassen.
(Mit Material von dpa-AFX)