In der laufenden Woche ist Facebook in den höchst exklusiven Club jener Unternehmen aufgestiegen, die mehr als eine Billion Dollar wert sind. Auslöser für den jüngsten Kursaufschwung sind die vielen Milliarden Werbedollar, mit denen die Wirtschaft die Plattformen des Konzerns überschüttet. Die zukünftige Kursfantasie könnte jedoch aus einer ganz anderen Richtung kommen.
Facebook bleibt auch 2021 eines der widersprüchlichsten Unternehmen an der Börse: In der Öffentlichkeit eher negativ wahrgenommen, brilliert der Zuckerberg-Konzern operativ mit anhaltend hohen Wachstumsraten.
Am vergangenen Montag wurde das Unternehmen, zu dem Instagram und WhatsApp gehören, erstmals mit einer Billion Dollar bewertet. Wie konnte es soweit kommen, ist vielleicht die falsche Frage, denn: Facebook lieferte auch während der Pandemie hervorragende Quartalszahlen ab. 2020 stiegen die Erlöse um 21 Prozent, der operative Gewinn um 15 Prozent. Im laufenden Jahr sollen die Kassen sogar noch lauter klingeln.
Was Anleger dennoch gerne übersehen: Oculus. Die VR-Tochter wurde vor einigen Jahren für kleines Geld (2 Milliarden Dollar) gekauft und läuft seither quasi nebenbei mit. Oculus ist der Familienhund, sozusagen, putzig und lieb, aber eben auch nicht im Mittelpunkt.
Das könnte sich allerdings ändern. Eine überraschende Entwicklung im Konzernverbund war zuletzt (Q1) der satte Anstieg bei Facebooks "sonstigen Erlösen" um 146 Prozent auf 732 Millionen Dollar. Zugegeben, der Wert ist verglichen mit den Gesamterlösen von 25 Milliarden Dollar überschaubar. Jedoch war es das zweite Mal, dass das Segment viel stärker performte als erwartet.
Dafür gibt es nur eine mögliche Erklärung: Oculus Quest 2 kommt ins Laufen. Momentan steht die Brille für Gaming, doch Fitness und Social und betriebliche Anwendungen sind vorprogrammiert. Morgan Stanley schätzt, dass Facebook 2022 rund sieben Milliarden Dollar in mögliche Anwendungen steckt, ein Plus von 70 Prozent gegenüber 2020. Zu diesem Zeitpunkt werden 13.000 Menschen für AR/VR arbeiten.
Facebooks Brot-und-Buttergeschäft bleibt auf absehbare Zeit die Online-Werbung. Doch die Oculus-Sparte ist vielversprechend und könnte in einigen Jahren die wichtigsten Impulse beim Wachstum geben. Der Familienhund scheint ein paar Tricks auf Lager zu haben. DER AKTIONÄR bleibt langfristig bullish für Facebook.