Die EZB hat angesichts gesunkener Inflationsraten den Leitzins nicht weiter erhöht (DER AKTIONÄR berichtete). Die Notenbank werde weiter nach der Datenlage entscheiden, sagte Präsidentin Christine Lagarde auf die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Eine Diskussion über Zinssenkungen sei aber "völlig verfrüht" – trotzdem profitieren die Immobilien-Aktien.
Immobilien-Aktien wie Vonovia, LEG Immobilien oder Aroundtown korrelieren zurzeit sehr stark mit den Zinsen beziehungsweise den Zinserwartungen. Steigen die, fallen die Kurse vice versa. So gab es in den letzten Wochen lange Gesichter bei den Anlegern, nachdem die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen nahezu jeden Tag ein Stück weiter nach oben kletterte. Die deutschen Wohnungskonzerne müssen sich zwar nicht in den USA refinanzieren, doch drückte der Anstieg der Renditen auf die Stimmung im Immobilienkonzerne.
Entsprechend positiv reagierten deren Aktienkurse heute Nachmittag auf die Entscheidung der EZB, die Leitzinsen in der Eurozone nach zehn Anhebungen in Folge nicht zu erhöhen. Zwar würden die Währungshüter bei ihren künftigen Entschlüssen weiter auf die Datenlage achten, doch zwischen den Zeilen war zu lesen, dass es möglicherweise keine Zinserhöhung mehr geben wird.
Auch wenn die Diskussion um Zinssenkungen laut Christine Lagarde noch "völlig verfrüht" ist, dürfte der nächste Zinsschritt wahrscheinlich nach unten zeigen. Wann die Notenbank die Zinsen senken wird, lässt sich im Moment schwer prognostizieren, doch spätestens bei einer EZB-Sitzung im Q3 dürfte es so weit sein.
Die Kurse von Vonovia und Co werden in der nächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit von der Zinsentwicklung getrieben. Vor diesem Hintergrund wäre es für die Aktien eine große Erleichterung, wenn die Renditen in den USA wieder sinken würden. Selbstverständlich werden auch die anstehenden Quartalszahlen eine Rolle spielen, doch die sollten wegen weiterer Wertberichtigungen auf das Immobilienportfolio nicht gut ausfallen. Das ist nach Ansicht des AKTIONÄR eingepreist, sodass investierte Anleger an Bord bleiben sollten.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.