Am Anfang war der Kampf. Der Star der weltgrößten Bitcoin-Veranstaltung Eurocruise18, John McAfee, wird von starken Männern abgeschirmt. Selbst der CEO seiner neuen McAfeeAlliance, Jimmy Watson, hat Oberarme wie ein Bodyguard und den Ruf, nie zu lächeln. Tatsächlich gibt er sich in Verhandlungen unerbittlich, wenn es darum geht, "Korruption und schwarze Schafe" zu bekämpfen, nimmt jedoch jeden anderen herzlich auf.
Auch sein Boss John McAfee ist streitbar. Der Libertarian kam mit dem Gesetzt in Konflikt, ist Waffennarr und sorgt regelmäßig mit offensiven Tweets für Aufregung. Als sich der AKTIONÄR nach zwei Tagen durch seine Entourage gekämpft hatte, fand er jedoch einen erstaunlich entspannten John McAfee vor. Nachdem er an der Schiffsbar den Gästen auf dem Klavier vorgespielt hatte, begrüßte uns der gebürtige Engländer in bestem Deutsch: "Guten Tag, Florian, wie geht es dir?"
Traditionelle Banken werden in wenigen Jahren verschwinden
Keiner steht so für die ambivalente, wilde Kryptowelt wie der Gründer der gleichnamigen Antivirenfirma. John McAfee träumt von Frieden, doch er will dafür kämpfen. Er hat Yogabücher geschrieben, verströmt aber auf der Bühne pure Angriffslust wenn er sagt: "Alle Regierungen auf dem Planten überleben von den Steuern auf die Früchte unserer Arbeit. Doch wie wollen die Regierungen Steuern erheben, wenn wir alle Privacy-Coins benutzen und nicht bestimmt werden kann, wer welche Transaktionen macht?"
Was für eine radikale Vision von McAfee: der Bitcoin nicht als Alternative zu Euro oder Dollar, sondern als das Ende der alten Währungen und Ordnung. Innerhalb von "fünf bis sechs Jahren" würden alle Banken verschwinden. McAfee macht dabei klar: "Wir befinden uns alleine aufgrund unserer Existenz im Krieg. Wenn wir gewinnen, haben die verloren, die die Welt regieren. Diese werden das Ende des Status quo daher nicht akzeptieren. Dann wird die Hölle losbrechen. Seid ihr dafür bereit?"
Noch können Regierungen auf die Büros von Bitcoin-Handelsplätzen zugreifen. Doch diese "letzte Schwäche" werde durch die Entwicklung dezentraler Börsen beseitigt. "Wir stehen vor einem neuen Zeitalter und einer neuen Gesellschaft."
An seinem Kursziel von einer Million Dollar bis Ende 2020 hält er fest – Anleger sollten relaxed bleiben. Winkt am Ende für alle Rebellen gesellschaftliches Paradies und Reichtum? Vielleicht. Doch zunächst droht viel Risiko und Kampf.
Das Interview:
DER AKTIONÄR: Herr McAfee, Sie wirken trotz Krypto-Crash relaxt. Haben Sie auf dem Schiff nach den vielen Vorträgen und Partys mit Yoga entspannt?
John McAfee: Nein, ich bin mit meinen mittlerweile 72 Jahren inzwischen zu alt dafür – obwohl ich mit meinen Fingern noch bis zu meinen Zehen komme. Doch jungen Menschen mit sehr viel Energie empfehle ich Yoga unbedingt – um den Geist und das Herz zu beruhigen und in Ruhe die Realität zu durchschauen.
Sollten gerade neue Bitcoin-Anleger mehr relaxen?
Absolut. Wer investiert ist, sollte entspannen. Jeder kauft Bitcoin und guckt am nächsten Tag auf den Preis und ruft aufgeregt: 'Oh mein Gott, es geht nach unten.' Wieso blickt man nicht einfach nur einmal im Jahr auf den Bitcoin? Dann hat man ein relaxteres Leben. In einer 18-Monats-Periode hat Bitcoin seit Bestehen immer zugelegt. Egal wann man kauft – 18 Monate später war er immer höher. Wer heute kauft, kann sich später bei mir beschweren – aber nicht am nächsten Tag. 70 Prozent im Minus seit Hoch? Who cares.
Wann ist Ihre Liebe für den Bitcoin entbrannt?
2013 als ich das erste Mal Satoshis Whitepaper gelesen und die dahinter liegende Schönheit der Blockchain erkannt habe. Und dass sie, wenn richtig angewandt, die stärkste Technologie ist, die jemals in unsere Hände gegeben wurde.
Sie sprechen vom hohen Risiko der Regulierung. Wird es hart?
Ja, ich sehe eine Eskalation bei dem Versuch der Regierungen, die Kryptobranche zu attackieren. Doch sobald wir dezentrale Börsen haben, können Regierungen nicht mehr Börsen schließen. Das wird die Welt verändern.
Der Verlauf des Bitcoin hängt hinter der Ideallinie ihres Millionen-Kursziels zurück. Was macht Sie so sicher, dass der Bitcoin abhebt?
Die Fundamentaldaten. Mehr und mehr Menschen nutzen jeden Tag den Bitcoin. Immer mehr akzeptieren ihn als Zahlungsmittel. Subjektive Wahrnehmung oder emotionale Reaktionen der Anleger sind egal. Wenn ich mir die Fundamentaldaten ansehe, denke ich: Er ist unterbewertet – der Bitcoin müsste zehnmal so viel wert sein.
Welche Coins bevorzugen Sie?
Bitcoin ist immer eine gute Idee. Und Privacy-Coins können nicht verlieren. Bei Monero ist es etwa nicht möglich, in die Wallet eines Users zu blicken.
Viele flüchten in Alternativwährungen, da die Härte von Euro der Dollar angezweifelt wird. Welche dieser alten Währungen hat mehr Zukunft?
Ich kümmere mich nicht um den Verlauf des Euro oder des Dollar – denn am Ende wird keine dieser alten Währungen mehr existieren. Es wird nur noch Kryptowährungen geben wie Bitcoin, Bitcoin Cash oder Monero. Sie sind leicht, anonym, schnell – sie sind unendlich besser als Banken oder andere Finanzinstitute. Genau deswegen sind Kryptowährungen so wertvoll.
Sie haben in Deutschland studiert, leben nun in den USA. Sind Sie Merkel- oder Trump-Fan?
Ich mag Donald Trump. Er ist mir viel ähnlicher als Merkel.
Hinweis auf Interessenkonflikte
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente eingegangen und beabsichtigt, diese alsbald weiter aufzustocken und/oder zu verkaufen, sodass er von der aus der Publikation etwa resultierenden Kursentwicklung profitiert: Bitcoin.
Der Redakteur Florian Söllner ist unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente eingegangen und beabsichtigen, diese alsbald weiter aufzustocken und/oder zu verkaufen, sodass sie von der aus der Publikation etwa resultierenden Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.