John McAfee oder Roger Ver sind bekannter – doch auf das Kennenlernen mit Tone Vays haben wir uns besonders gefreut, da er die Wall-Street-Perspektive und Trading-Know-how mitbringt. Was er auf die Eurocruise18 nicht mitgebracht hatte, war sein Koffer, der auf dem Flug aus den USA nach Barcelona verloren ging, weswegen er mit geliehenen Hemden oder ganz oberkörperfrei auf die Bühen ging – und das Interview mit dem AKTIONÄR auf dem Deck in einen Bademantel gehüllt gab.
Tone, wann bist du zum Bitcoin-Trader und -Mentor geworden?
2013 habe ich den Bitcoin entdeckt. Ich wollte etwas anderes, Aufregendes – es war langweilig, an der Wall Street zu arbeiten. Ich wollte meine Skills auf den Kryptospace übertragen.
Wie unterscheidet sich das Trading von Kryptowährungen zum Handel von Aktien? Manche sind überzeugt: Es gibt weniger professionelle Konkurrenz – Gewinne machen ist daher grundsätzlich einfacher?
Ich finde es nicht einfacher. Bitcoin ist noch kein effizienter Markt. Grundsätzlich sind die Trading-Regeln aber die gleichen wie bei Aktien. Ich rate nicht, Altcoins zu traden. Doch den Bitcoin kann man ähnlich wie eine mittelgroße Aktie handeln.
Tone, uns hat ein „Tone Vays“ bei Telegram angeschrieben, wollte, dass wir „dir“ zum Testen 0,1 Bitcoin schicken. Das Beispiel zeigt: Der Kryptospace zieht viele Betrüger an. Wie riskant findest du es etwa, seine Kryptowährungen auf asiatischen Handelsbörsen liegen zu lassen?
Egal an welcher Börse – es ist leider nicht sicher, Bitcoin zu traden. Ich finde es faszinierend, den Preis des Bitcoin vorherzusagen. Ich privat trade den Bitcoin jedoch (noch) nicht, da ich den unregulierten Börsen nicht vertraue. Ein regulierter ETF wäre wichtig.
Genau auf diesen Bitcoin-ETF hofft die ganze Branche. Wann erwartest du ihn und wie wichtig für den Bitcoin-Kurs wird er?
Ich glaube, der ETF wird nicht so schnell kommen, wie viele hoffen – die SEC hat noch kein grünes Licht gegeben. Dieser Schritt darf für den Bitcoin-Kurs nicht überschätzt werden. Einen massiven Zustrom von Cash sehe ich dadurch nicht. Dennoch ist es ein schönes Produkt für Leute wie mich, die Bitcoin sicher traden wollen.
Du bist Bitcoin-Purist – warnst vor den meisten anderen „Kopien“ und rätst, sich auf die Nr. 1 zu konzentrieren – was liebst du am Bitcoin?
Ich mag Bitcoin, weil er uns Dinge gibt, die das klassische Währungssystem nicht hat: Keine Transaktion kann rückabgewickelt werden. Und keiner kann dein Geld konfiszieren. Zudem kann ich zu jeder Zeit jemanden Geld schicken – und keiner kann es stoppen. Griechen wurde das etwa verboten. Auch Wikileaks wurde von klassischen Finanzdienstleistern wie Visa abgeschnitten. Auch die vorhersehbare monetäre Politik ist gut – wir wissen, wie viele neue Bitcoins künftig entstehen. Das bringt goldähnliche Werte für das digitale Zeitalter zurück in das Währungssystem. Das bietet sonst niemand. Jeder sollte es verstehen und ein wenig besitzen, für alle Fälle.
John McAfee hat uns gerade gesagt: Banken wird es in fünf Jahren nicht mehr geben – hat er recht?
Banken wird es auch künftig geben – Kryptobanken gibt es bereits. Es werden immer Mittelsmänner wie etwa Börsen existieren. Aber Bitcoin wird ein Asset sein, das Banken künftig anbieten.
Konkret zum Bitcoin-Kurs. Wo liegen deine Zielmarken?
Kurzfristig wird Bitcoin weiter kämpfen und wahrscheinlich noch unter 5.000 Dollar fallen. Mittelfristig sehe ich in ein bis zwei Jahren signifikante Fortschritte in der Skalierung und Second-Layer-Lösungen wie Lightning. Wir werden dann Tausende Transaktionen pro Sekunde durchführen können. Wenn das ausgerollt wird, wird das Vertrauen in den Bitcoin zurückkehren. Ich glaube dann an neue Höchststände in zwei bis drei Jahren.
Was kann eine neue Rallye noch auslösen?
Wir hatten in der First World zuletzt einen Finanzschock 2015 in Griechenland. Das hat dem Bullenmarkt geholfen. Aber wenn jetzt etwas passiert in Italien, Spanien, Deutschland – oder der Euro auseinanderbricht oder die japanische Verschuldung ein Problem wird oder die USA in die Rezession rutschen –, dann bekommen die Leute Angst um ihre Ersparnisse. Wir sehen dann eine gewaltige Nachfrage nach dem Bitcoin im Mainstream, mit dem Ziel ihre Vermögen abzusichern.
Vielen Dank für das Gespräch.
Wer ist Tone Vays
Tone hat zehn Jahre an der Wall Street gearbeitet. Angefangen hat er als Risikoanalyst bei Bear Stearns. Im Zuge der Finanzkrise 2008 wurde er Vizepräsident bei JPMorgan Chase. Seine Expertise liegt in der Auswertung von Wirtschaftstrends, Trading und der Risikoanalyse. Seitdem er Anfang 2013 mit dem Kryptowährungs-Ökosystem in Berührung kam, ließ er keine Gelegenheit aus, die hohe Relevanz dieser Technologie zu betonen. Denn sie bringt die wirtschaftliche Freiheit (finanzielle Inklusion) voran. Tone war kürzlich Teil der Bitcoin-Dokumentation „Magic Money“. Auf seinem Youtube-Kanal fokussiert er sich auf die Wirtschaftswissenschaften sowie die Finanzbranche. Tone hat neben einem Finanzmathematik-Masterstudium der Florida State University auch einen Bachelor in Mathematik und Geologie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente eingegangen und beabsichtigt, diese alsbald weiter aufzustocken und/oder zu verkaufen, sodass er von der aus der Publikation etwa resultierenden Kursentwicklung profitiert: Bitcoin.
Der Redakteur Florian Söllner ist unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente eingegangen und beabsichtigen, diese alsbald weiter aufzustocken und/oder zu verkaufen, sodass sie von der aus der Publikation etwa resultierenden Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.