Gerade hatte sich die Lage bei Evotec nach dem Cyberangriff im vergangenen Frühjahr wieder beruhigt, gibt es nun neue Unruhe. Wie das Hamburger Biotech-Unternehmen am Mittwochabend bekannt gab, tritt der Vorstandsvorsitzende Werner Lanthaler wie es heißt aus persönlichen Gründen zurück. Lanthalers Vertrag wäre eigentlich noch bis März 2026 gelaufen. Die Aktie von Evotec brach daraufhin deutlich ein.
Der Aufsichtsrat hat eine interne sowie externe Suche für einen dauerhaften CEO eingeleitet, heißt es von Seiten des Unternehmens. Zwischenzeitlich hat Dr. Mario Polywka, aktuell Mitglied des Aufsichtsrats und früherer COO von Evotec, zugestimmt das Amt als CEO interimistisch zu übernehmen. Ein geordnetet Wechsel sieht aber anders aus. Dies wirft Fragen auf.
Lanthaler kommentierte: „Nach einem extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023, sowie nach eingehender Reflektion in den vergangenen Wochen und in das neue Jahr blickend, bin ich zu dem Entschluss gelangt, als CEO zurückzutreten, da ich dem Unternehmen in den nächsten Jahren nicht bestmöglich dienen kann. Das Unternehmen ist in einer sehr starken Position und die Teams leisten und leiten eine hervorragende Arbeit, die sicherstellt, dass die Umsetzung unserer langfristigen Strategie planmäßig verläuft. Mit PanOmics-gestützter Wirkstoffforschung, iPSCs und Just – Evotec Biologics ist das Unternehmen für eine langfristige globale Führungsrolle und Erfolg aufgestellt.“
Zuletzt hatte Evotec eine ganze Reihe von Directors‘ Dealings von Vorstandschef Werner Lanthaler veröffentlicht. Dabei ging es um Transaktionen, die teilweise schon lange zurückliegen. Zukünftig will man solche Verzögerungen durch einen automatisierten Prozess vermeiden, so Evotec. Es bleibt aber zumindest ein fader Beigeschmack. Die gesetzlichen Transparenzanforderungen sehen vor, dass Vorstände alle Aktiengeschäfte oberhalb einer geringen Schwelle sowohl der Bafin als auch dem Unternehmen selbst melden müssen. Zu erfolgen hat dies innerhalb von drei Tagen. Die jetzt gemeldeten Transaktion liegen aber zum Teil Jahre zurück.
Lanthaler war fast 15 Jahre bei Evotec. Der Rücktritt löst nun natürlich Verunsicherung aus. Man darf gespannt sein, wer die Nachfolge antreten wird. Charttechnisch ist die Aktie nun wieder angeschlagen. Das Papier ist am Mittwoch unter die 200-Tage-Linie zurückgerutscht. Nun gilt es, die 38-Tage-Linie zu verteidigen. DER AKTIONÄR bleibt langfristig aber zuversichtlich. Aufgestellt ist Evotec extrem gut. Wenn sich die Lage wieder beruhigt hat und ein guter Nachfolger gefunden werden konnte, wird sich die Börse wieder auf die fundamentalen Chancen konzentrieren. Bis dahin dürfte sich die Aktie aber wohl volatil zeigen.