Nach zwei komplizierten Jahren hoffen die Anteilseigner von BASF, Evonik und Lanxess natürlich auf eine nachhaltige Besserung im kommenden Jahr. Hierfür bedarf es einer besser laufenden Weltkonjunktur sowie niedrigerer Energiepreise. Diesbezüglich gab es in den vergangenen Tagen nun eine negative und eine positive Nachricht.
Negativ zu werten ist ganz klar eine Meldung aus China: So hat sich die Stimmung in den dortigen Industriebetrieben hat sich entgegen den Erwartungen von Experten nochmals eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe sank im Dezember von 49,4 auf 49,0 Punkte, wie das Statistikamt in Peking am Sonntag mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg auf 49,6 Punkte gerechnet.
Im Dienstleistungssektor hellte sich die Stimmung zwar auf, allerdings wurden auch hier die Erwartungen enttäuscht. Der entsprechende Index legte von 50,2 auf 50,4 Punkte zu. Experten hatten mit 50,5 Punkten gerechnet.
Ein Wert unter 50 Zählern signalisiert eine Schrumpfung der Aktivität des jeweiligen Sektors, darüber wird von einer Ausweitung ausgegangen. Die chinesische Wirtschaft leidet unter der derzeit schwachen globalen Nachfrage, einem kriselnden Immobilienmarkt sowie einem anhaltend schwachen Binnenkonsum.
Positiv für die Chemieriesen ist hingegen, dass der Preis für Erdgas in Europa kurz vor dem Jahresende auf den tiefsten Stand seit drei Monaten gesunken ist. Am Freitag kostete der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam 31,99 Euro je Megawattstunde (MWh). So günstig war europäisches Erdgas seit September nicht mehr.
Auch auf Jahressicht ging es mit dem Preis für Erdgas nach unten. Anfang 2023 wurde eine Megawattstunde noch bei 79 Euro gehandelt. Der Beginn des Kriegs im Nahen Osten hatte den Preis Anfang Oktober zwar zeitweise wieder über 50 Euro steigen lassen. Dann setzte aber eine Trendwende ein, und die Notierung ist seitdem tendenziell gesunken.
Das aktuelle Niveau liegt deutlich unter den Höchstständen, die im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine erreicht worden waren. Im Verlauf des Jahres 2022 wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig, weil Russland seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hatte. Ersatz musste erst gefunden werden, insbesondere in Lieferungen von Flüssiggas über den Seeweg.
Zudem sind die Erdgasspeicher in Deutschland reichlich gefüllt. Der Gesamtfüllstand lag am Donnerstagmorgen bei 90,8 Prozent, wie aus jüngsten Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorging. "Die milden Temperaturen im November und im Dezember haben für verhältnismäßig niedrige Verbräuche gesorgt und so eine stärkere Entleerung der Gasspeicher vermieden", sagte der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Heinermann, der Deutschen Presse-Agentur.
Zur Einordnung: Sind die Speicher voll, entspricht die gespeicherte Gasmenge etwa dem Verbrauch von zwei bis drei durchschnittlich kalten Wintermonaten. Ein Füllstand von 100 Prozent war zuletzt am 5. November verzeichnet worden.
Es dürfte spannend bleiben, wann Chinas Konjunktur wieder Fahrt aufnimmt. Die Bewertungen von Evonik, Lanxess und BASF sind aber im historischen Vergleich mittlerweile derart günstig, dass selbst eine anhaltende Schwäche bereits eingepreist sein dürfte. Mutige können bei den drei Schnäppchen-Titeln nach wie vor darauf setzen, dass sich die jüngst gestartete Erholung weiter fortsetzen wird. Die Positionen sollten mit Stoppkursen bei 36,00 Euro (BASF) beziehungsweise 19,50 Euro (Lanxess) und 15,00 Euro (Evonik) abgesichert werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX