Aus dem kleinen französischen Satelliten-Betreiber ist an der Börse eine Zocker-Aktie geworden, die den Anlegern einiges abverlangt. Nach einer Kursversiebenfachung Anfang März rauschte der Wert bis vergangenem Dienstag wieder massiv in die Tiefe. Auch vorm Wochenende halten die extremen Kursschwankungen bei Eutelsat Communications an.
Mit der Machtübernahme von Donald Trump wird auch die US-amerikanische Außenpolitik neu ausgerichtet. Nach dem Eklat im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj sowie einem Schlagabtausch zwischen Elon Musk und dem polnischen Außenminister Radosław Sikorski, wurden zwischenzeitlich Befürchtungen laut, dass Elon-Musk-Konzerns SpaceX der Ukraine den Zugang zum Satellitennetzwerk Starlink verweigern könnten. Das war ein Weckruf auch für Europa, die künftig in Sachen Satelliten-Kommunikation unabhängiger von den USA werden wollen.
Die Aussicht, dass möglicherweise OneWeb von Eutelsat eine Alternative zu Starlink bieten könnte, ließ die Papiere des französischen Satelliten-Betreibers Anfang März explodieren. Ab dem 3. März verteuerte sich die Eutelsat-Aktie binnen drei Tagen an der Heimatbörse Paris von 1,20 Euro auf in der Spitze 9,29 Euro – ein sensationelles Kursplus von 674 Prozent. An anderen Börsenplätzen erreichte die Aktie sogar zweistellige Notierungen.
Die Versiebenfachung in wenigen Tagen rief natürlich Zocker auf den Plan, die den Wert im Minutentakt nach oben oder unten trieben. Via Reddit beziehungsweise WallStreetBets tauschten sich Pusher und Bremser aus. Eine Warnung kam zum Beispiel am 6. März auf dem Höhepunkt der Euphorie – "Eutelsat ist nicht die Zukunft", heißt es darin. "Ein reinen [sic] FOMO und Hype Play."
Eine gut gemeinte Warnung bezüglich Eutelsat
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Eutelsat fiel anschließend bis zum 25.März auf 3,27 Euro. Bis zum gestrigen Donnerstag hatte sich die Aktie jedoch wieder zeitweilig bis auf 6,17 Euro erholt – beinahe eine Verdopplung. Und am heutigen Freitag geht es bei lebhaften Umsätzen bis 4,23 Euro wieder abwärts. Allein in Paris gingen in der ersten Handelsstunde am Freitag 1,5 Millionen Eutelsat-Aktien um.

Händlern zufolge wollen Anleger nun mehr Informationen darüber, wie viel finanzielle Unterstützung durch Europa das Unternehmen erwarten kann. Eutelsat gehört mit zum Konsortium von drei Satelliten-Netbetreibern, die bereits Anfang November 2024 von der EU-Kommission den Zuschlag für den Bau, den Einsatz und den Betrieb der geplanten Satelliten-Konstellation für hochverfügbares Breitband-Internet Iris2 bekommen haben. SES, Eutelsat und HispaSat sollen mit ihrem Spacerise-Konsortium die europäische Starlink-Alternative aufbauen.
Das Konsortium soll sich bei der Erfüllung des EU-Vertrags auf ein Kernteam europäischer Subunternehmer aus allen Segmenten des Satelliten- und Kommunikations-Ökosystems stützen. Dazu gehören Thales Alenia Space, die Bremer Raumfahrtfirma OHB, Airbus, Telespazio, Deutsche Telekom, Orange, Hisdesat und Thales Six. Der Aufbau von Iris2 wird jedoch dauern: Die ersten Satelliten des neuen Iris2-Systems
werden erst ab 2027 in die Erdumlaufbahn gebracht. Das Netzwerk wird
dann voraussichtlich ab 2030 verfügbar sein.
Bis dahin muss sich Europa mit den Systemen von Eutelsat und anderen europäischen Satelliten-Betreibern behelfen, deren Technik mittlerweile veraltet ist. Zudem sind zuwenig Eutelsat-Satelliten im Orbit, die einen ausreichenden Ersatz für Starlink bieten könnten.
Die Eutelsat-Aktie ist zum Spielball von Daytradern geworden. Fundamentale Gründe für die extremen Kursturbulenzen sind derzeit nicht auszumachen. Längerfristig mag das Unternehmen eine Zukunft im All und an der Börse haben. Wie Anleger jedoch kurzfristig bei Eutelsat handeln sollten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 14/2025. Diese können Sie hier als E-Paper erwerben.
