Nachdem Mercedes bereits vor einigen Monaten seine E-Auto-Ziele nach unten korrigiert hat, folgt nun der nächste Tiefschlag: Der EQS soll bereits 2030 wieder vom Markt verschwinden – kaum neun Jahre nach seiner Einführung. Steht den anderen EQ-Modellen dasselbe Schicksal bevor?
Ursprünglich hatte Mercedes einen klaren Plan: Die EQ-Modelle sollten als Elektro-Variante eine Weile neben den altbekannten Verbrennern wie der S-, G- oder E-Klasse existieren. Dann sollten die E-Autos diese Namen übernehmen und die Verbrenner langsam auslaufen.
Doch dieser Plan scheint nun in die Tonne geworfen zu werden. Statt die Benziner ad acta zu legen, wird die S-Klasse, das Aushängeschild von Mercedes, in einer neuen, achten Generation kommen – diesmal allerdings mit einer zusätzlichen Elektrovariante. Der Startschuss für die elektrische Luxuslimousine ist für 2030 geplant.
„Es wird in Zukunft zwei S-Klassen geben – Verbrenner und Elektro“, verkündete Mercedes-Chef Ola Källenius jüngst. Dabei bleiben die beiden S-Klassen zwar technisch grundverschieden und werden auch weiterhin auf unterschiedlichen Plattformen gebaut, aber von außen und im Innenraum sollen die Unterschiede kaum zu erkennen sein.
Warum verabschiedet sich Mercedes nun davon, die Verbrenner einfach durch ihre elektrischen Gegenstücke zu ersetzen? Ein Grund könnte das schwache Abschneiden der Elektro-Modelle sein. Ursprünglich hatte Mercedes für 2023 einen E-Anteil von 20 Prozent anvisiert, und für 2025 sollten es sogar 50 Prozent werden. Tatsächlich lag der Elektroanteil 2023 aber nur bei mageren 11 Prozent.
Auch die klassische S-Klasse mit Verbrennungsmotor schwächelt aktuell: Im ersten Quartal 2024 brach der Absatz um satte 37 Prozent ein. Künftig sollen die beiden Modelle – Benziner und Elektro – gemeinsam den Kurswechsel schaffen. Eine Strategie, die stark an die Herangehensweise von BMW erinnert: Auch die Münchener setzen bei ihren E-Autos auf vertraute Designs statt auf futuristische Neuinterpretationen. Die ersten BMW-Modelle der Neuen Klasse, die auf einer eigenen Plattform stehen, sollen erst 2025 erscheinen. Auch hier hat man sich für einen vorsichtigen Ansatz entschieden – und der Erfolg bei den Verkaufszahlen gibt BMW recht. Bei Mercedes wird nun offenbar derselbe Weg eingeschlagen.
Mercedes schiebt das schwache Abschneiden seiner Stromer also auf das futuristische Design – ob das wirklich der Grund ist, bleibt allerdings abzuwarten. Erst 2030 wird sich zeigen, ob die Strategie aufgeht. Sollte Mercedes aber in die Fußstapfen von BMW treten, könnte das dem Autobauer einen ordentlichen Schub bei den E-Auto-Verkäufen geben. Investierte Anleger bleiben weiter an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.