Die anstehende Übernahme von Innogy bestimmt bei E.on derzeit alles. Doch nicht nur die EU-Prüfung bereitet Sorgen. Auch die Zusammenlegung der Geschäfte wird zur großen Herausforderung. Zahlreiche Hedgefonds spekulieren auf höhere Abfindungen für Innogy-Aktionäre. Doch E.on will sich nicht erpressen lassen – der Konzern ist gut gerüstet.
Zur Ausgangssituation: Genehmigt die EU den Innogy-Deal, übernimmt E.on den 76,8-Prozent-Anteil von RWE an deren Tochter. Zudem wurden 9,4 Prozent der Innogy-Aktien im Rahmen des öffentlichen Übernahmeangebots angedient. Weitere drei Prozent hat E.on bereits über den Markt erworben, wie eine Stimmrechtsmitteilung von Mitte März belegt.
E.on besäße damit bereits 89,2 Prozent der Innogy-Anteile. Erst bei Überschreiten der 5-Prozent-Schwelle müsste der Konzern erneut eine Meldung abgeben. Weitere Zukäufe derzeit sind also möglich – und auch wahrscheinlich.
Künftige Struktur am deutschen Energiemarkt
Option 1: Squeeze-out und Verschmelzung
Es ist die Wunschlösung von E.on. Gelingt es, den Anteil über 90 Prozent auszubauen, dann könnte auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Abfindung der verbliebenen Innogy-Minderheitsaktionäre beschlossen werden. Anfechtungen hätten dann keine aufschiebende Wirkung, E.on könnte die Verschmelzung direkt umsetzen und in die neue Energiewelt starten.
Option 2: Verschmelzung ohne Squeeze-out
Auch ohne Überschreiten der 90-Prozent-Schwelle kann E.on das eigene Geschäft mit dem von Innogy verschmelzen. Die verbliebenen Innogy-Aktionäre würden dann Minderheitsaktionäre von E.on selbst. Allerdings ist der Shritt aufwendig und rechtlich anfechtbar.
Option 3: Gewinn- und Beherrschungsvertrag
Bereits mit der Beteiligung über 75 Prozent hat sich E.on die Möglichkeit geschaffen, einen Gewinn- und Beherrschungsvertrag mit Innogy abzuschließen. E.on hätte dann Zugriff auf die Gewinne und weitreichende Weisungsbefugnisse. Allerdings würde die Tochter börsennotiert bleiben. Keine Wunschvorstellung, denn eine eigene Berichterstattung und Hauptversammlung würden viel Aufwand und Kosten bedeuten.
Gewinne laufen lassen
Viel deutet darauf hin, dass E.on Option 1 umsetzen und die Hedgefonds damit ausbremsen kann. Für Anleger wäre es positiv, wenn die Integration von Innogy reibungslos und verhältnismäßig kostengünstig abläuft. Operativ ist der Versorger in der neuen Energiewelt ebenfalls gut positioniert. Anleger lassen die Gewinne laufen und setzen auf den nachhaltigen Ausbruch über die 10-Euro-Marke.