Im schwachen Marktumfeld führt die E.on-Aktie den DAX am Donnerstag an. Während viele Green-Tech-Aktien wegen der Gewinnwarnung von Siemens Gamesa unter Druck stehen, zeigt sich E.on mit seinem Fokus auf Netze und Vertrieb davon unberührt. Vielmehr sorgen neue Zahlen der Bundesnetzagentur für Erleichterung.
Die Bundesnetzagentur will Renditen der Strom- und Gasnetzbetreiber kürzen. Was zunächst wie eine Hiobsbotschaft klingt, sorgt bei Analysten für Aufatmen. Denn damit sei ein bedeutender Unsicherheitsfaktor vom Tisch, findet Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan. Zumal das Ausmaß der Kürzung seinen Erwartungen entspricht: Die Sätze könnten künftig auf mindestens 4,59 Prozent für neue Leitungen und 3,03 Prozent für bestehende Netze sinken, geht aus einer Meldung der Bundesnetzagentur hervor.
Derzeit beträgt der sogenannte Eigenkapitalzinssatz für Neuanlagen 6,91 Prozent und für Altanlagen 5,12 Prozent. Der Experte stufte die Aktie von E.on daher in einer am Donnerstag vorliegenden Studie von „Neutral“ auf „Overweight“ hoch und erhöhte das Kursziel von 10,00 auf 11,50 Euro.
Doch nicht nur die verminderte Unsicherheit macht den Analysten optimistisch. Neue Impulse dürfte auch der Kapitalmarkttag im November bringen. In dessen Rahmen könnte das E.on-Management Aussagen treffen, die ein klareres Bild des Wachstums nach 2023 ergeben. So hält der Analyst weitere Verkäufe von Unternehmensteilen für möglich. Das würde die Bilanz verbessern und es E.on ermöglichen, in seinen Kernmärkten die Chancen der Energiewende besser wahrzunehmen. Zudem erhofft sich Ayral positive Impulse durch die Schuldenverringerung. Zudem scheine es E.on zu gelingen, das Ruder im Großbritannien-Geschäft schneller als erhofft herum zu werfen.
Sinkende Renditen sind keine Überraschung. Klare Zahlen nehmen zudem die Unsicherheit. Für konservative Anleger und Dividendenjäger bleibt E.on eine gute Wahl. Klar ist aber: Andere Werte werden auch in Zukunft mehr Dynamik aufweisen als der Versorger.
Mit Material von dpa-AFX