Nun wird es ernst. Der ostwestfälische Maschinenbauer Aumann hat erste Eckdaten für den geplanten Börsengang veröffentlicht. Demnach plant der Hersteller von Motorwickelmaschinen und Drahtlackiermaschinen noch im ersten Halbjahr 2017 die Notierung im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. DER AKTIONÄR geht davon aus, dass die MBB-Tochter spätestens Anfang April an der Börse ist.
Die Stimmung könnte kaum besser sein. Die Nachfrage ist enorm. Vor allem die E-Mobility-Offensive in der Automobilbranche spielt Aumann in die Karten. Führende Fahrzeughersteller planen derzeit die Einführung von auf rein elektrischen Antrieben basierenden Modellen und statten zudem große Teile ihrer Fahrzeugflotte mit Hybridantrieben aus. Sie setzen bereits zunehmend auf hochautomatisierte Fertigungslösungen von Aumann zur Serienproduktion für den elektrischen Antriebsstrang. Kein Wunder: Die Gesellschaft verbindet ihre Wickeltechnologie zur hocheffizienten Herstellung von Elektromotoren mit jahrzehntelanger Automatisierungserfahrung in genau diesem Bereich. Der Maschinenbauer kombiniert dabei starkes Wachstum, hohe Profitabilität und eine solide Substanz.
Auf der Überholspur
Das spiegelt sich im Zahlenwerk wider. Im Geschäftsjahr 2016 erzielte Aumann einen Umsatz von 156 Millionen Euro (Vorjahr: 93,4 Millionen Euro). Die bereinigte EBIT-Marge belief sich auf 12,4 Prozent (Vorjahr: 10,2 Prozent). Im abgelaufenen Jahr stammten bereits 27,2 Prozent des Konzernumsatzes aus dem sich besonders dynamisch entwickelnden E-Mobility-Segment. Dabei erzielte der Bereich mit 17,1 Prozent eine deutlich überdurchschnittliche EBIT-Marge.
Ebenfalls positiv: Dank der hohen Profitabilität wird eine kontinuierliche Dividendenpolitik angestrebt, die eine Ausschüttung in Höhe von 25 bis 30 Prozent des Jahresüberschusses vorsieht. Das Unternehmen weist eine Eigenkapitalquote von rund 31 Prozent auf und ist im Saldo unverschuldet. Mit Aufträgen im Wert von 190 Millionen Euro in den Büchern sollte 2017 die Umsatzmarke von 200 Millionen Euro klar übersprungen werden.
Zufriedene Mutter
DER AKTIONÄR hatte bereits bei der Vorstellung der Muttergesellschaft MBB SE als „Hot-Stock der Woche“ in Ausgabe 49/16 (Empf.-Kurs: 56 Euro) den Taschenrechner gezückt und den Wert der Aumann AG mit 350 Millionen Euro ermittelt. Stand heute dürfte diese Berechnung noch zu konservativ gewesen sein. In Finanzkreisen wird über eine Bewertung von bis zu 500 Millionen Euro diskutiert. Zum Vergleich: Die Mutter MBB hat nach der jüngsten Kursrallye einen Börsenwert von rund 590 Millionen.
Dem Vernehmen nach sollen mit dem Börsengang bis zu 250 Millionen Euro eingesammelt werden. Aumann sollen dabei durch eine Kapitalerhöhung rund 60 Millionen Euro zufließen. Zudem ist eine Umplatzierung der Altaktionäre geplant, um nach Börsenstart einen Streubesitz zwischen 40 und 47 Prozent zu ermöglichen. Soll heißen: Das Gros des Erlöses fließt in die MBB-Firmenkasse, die ihren Anteil an der Tochter zwar von 93,5 Prozent in etwa halbieren, allerdings auch nach dem Börsengang Mehrheitsaktionär von Aumann bleiben will.
Berücksichtigt man die Verwässerung durch die Kapitalerhöhung, wird MBB ein kleiner dreistelliger Millionenbetrag in die Kassen gespült. Damit hätten die Verantwortlichen der Beteiligungsgesellschaft reichlich Power für gezielte Portfoliozukäufe. Zudem dürfte ein Teil der Millionen zum Kauf eigener Aktien eingesetzt werden. Die Aumann aus dem Börsengang zufließenden Mittel sollen vor allem für den weiteren Kapazitätsaufbau in China und den USA sowie die weitere Internationalisierung des Service-Netzwerks eingesetzt werden.
Erfolgreicher Start erwartet
Aumann wäre die erste Neuemission des Jahres in Frankfurt. Der geplante Börsengang wird von der Citigroup und der Privatbank Berenberg sowie Hauck & Aufhäuser begleitet. Angesichts des E-Mobility-Hypes und der starken Kennzahlen von Aumann dürfte es für die renommierten Häuser kein Problem werden, die Aktien schnell zu platzieren und das Aumann-IPO zu einem vollen Erfolg werden zu lassen – für das Unternehmen und die Investoren.