Die DWS-Aktie wurde gestern stark abverkauft, nachdem Berichte über Untersuchungen der amerikanischen Börsenaufsicht SEC bekannt wurden. Ins Rollen brachte offenbar die ehemalige Nachhaltigkeitschefin, Desiree Fixler, die Angelegenheit. Offiziell bestätigt wurden die Ermittlungen, die sich noch in einem frühen Stadium befinden, nicht. Die krasse Marktreaktion von gestern zeigt allerdings, dass es um viel für die DWS und die ganze Branche geht.
Noch während der Probezeit wurde Desiree Fixler im März bei der DWS entlassen. Nun stehen sich Fixler und der Vermögensverwalter vor Gericht gegenüber. Gestern berichtete das Wall Street Journal dann, von Fixlers Vorwurf in einer anderen Angelegenheit: Ihr ehemaliger Abreitgeber habe im Geschäftsbericht für das letzte Jahr das Vermögen, das nach Nachhaltigkeitskriterien (ESG) angelegt sei, zu hoch angegeben.
Was ist nachhaltig?
Im Bereich Fondsmanagement würden bei einem aktiv verwalteten Vermögen von 520 Milliarden Euro im Segment Active 396 Milliarden der Kategorie ESG-Integration zugrechnet, so die Börsen-Zeitung. Laut DWS-Geschäftsbericht kann ein Portfolio aber nur dann dieser Kategorie zugeordnet werden, wenn mehr als 90 Prozent des Volumens ESG-Daten zugewiesen werden können. Der Anteil der Fonds mit ausdrücklichen Nachhaltigkeitsstrategien in der Produktbeschreibung sei deutlich geringer, so die Zeitung.
Vieles bleibt unscharf
Das Wall Street Journal berichtete, die DWS habe Probleme Nachhaltigkeitsprozesse zu definieren und anzuwenden. Andererseits gibt es vielfach keine allgemeingültige Definition, was ESG-konform bedeutet. Die Regulierung ist hier erst am Anfang. Am Ende wird es für die US-Behörden keine leichte Aufgabe zu entscheiden, ob die DWS zu großzügig mit den Begrifflichkeiten umgegangen ist. Sicherlich wird es nicht die letzte Untersuchung zu diesem Thema bei einem Vermögensverwalter bleiben.
Die DWS ließ gestern Abend verkünden, dass man zu den ESG-Offenlegungen in den Jahresberichten stehe. Man weise die „Anschuldigungen einer ehemaligen Mitarbeiterin entschieden zurück.“ Zu Fragen im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten äußere man sich aber nicht.
Die Aktien der DWS stürzten gestern um mehr als 14 Prozent ab und rissen mehrere Unterstützungslinien. Auch die 200-Tage-Linie bei etwa 37 Euro wurde nach unten durchbrochen. Zuvor war bereits der Aufwärtstrendkanal um 38,80 Euro verlassen worden. Insgesamt fügt sich das Chartentwicklung zu einem Verkaufssignal zusammen. Wie viel wirklich hinter den Vorwürfen steckt, wird sich wahrscheinlich erst in Monaten zeigen. Bis dahin dürfte es bei der Aktie volatil bleiben. Langfristig orientierte Anleger bleiben aber dabei und beachten den Stopp bei 30,00 Euro.