Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr ist nach Ansicht der Experten von Merrill Lynch sehr gut aufgestellt für weiteres Wachstum. Da die Aktie dennoch mit einem sehr deutlichen Abschlag im Vergleich zur Branche bewertet sei, stuft Analyst Kai Müller sie mit "Buy" und einem Kursziel von 80 Euro ein. DER AKTIONÄR sieht ebenfalls Kurspotenzial für die MDAX-Aktie.
In den beiden wichtigsten Endmärkten von Dürr, dem sehr attraktiven Markt für Autolackieranlagen sowie im Bereich Holzverarbeitungsmaschinen sei der Konzern eindeutig Marktführer, schrieb Müller. Zwar sei es richtig, dass die weltweiten Investitionsausgaben in der Automobilbranche einen Höhepunkt erreicht hätten und nicht zu den Boomjahren 2010 und 2011 zurückkehren werden, doch die Sorgen über eine Stagnation seien übertrieben. Auch wenn vor allem die Ausgaben in China in den kommenden Jahren sinken dürften, werde es weiter Wachstum geben.
So rechnet Müller etwa mit erhöhten Investitionserfordernissen bei älteren Lackieranlagen sowie zunehmenden Dienstleistungsangeboten, die Dürrs Wachstum antreiben sollten und bereits zu wichtigen Umsatz- und Ergebnisquellen für den süddeutschen Konzern geworden seien.
Zugleich sieht der Experte im Bereich Holzverarbeitung ein solides Wachstumspotenzial. Dieses Wachstum aus eigener Kraft heraus dürfte durch zunehmende Automatisierungsprozesse angetrieben werden, da die Arbeitskosten und zugleich die Qualitätsanforderungen stiegen und zunehmend mehr Flexibilität nötig sei. Wenn gewollt, habe Dürr außerdem die Möglichkeit über Zukäufe weiter zu wachsen. Die Bilanz jedenfalls gebe dies her. Müllers Berechnung zufolge stünden Dürr mindestens 570 Millionen Euro an Barmitteln zur Verfügung, vor allem, falls sich das MDAX-Unternehmen wie angestrebt von seiner Reinigungssparte Ecoclean trennen würde.
Bei Dürr waren Übernahmen schon immer ein wichtiges Thema: „Akquisitionen werden weiterhin Werttreiber der Dürr-Entwicklung darstellen“, so Vorstand Ralf W. Dieter. „Auch im Kerngeschäft wollen wir weiter zulegen, wenngleich die Wachstumsraten angesichts unserer hohen Marktanteile moderater ausfallen werden als in den Vorjahren.“ Dürr ermöglicht mit seinen Produkten und Systemen hocheffiziente Fertigungsprozesse in diversen Industrien. Rund 60 Prozent des Umsatzes entfallen dabei auf das Geschäft mit Autoherstellern und -zulieferern. Weitere Kunden kommen aus den Bereichen Maschinenbau, Chemie- und Pharmaindustrie. 28,8 Prozent der Anteile liegen bei der Familie Dürr, der Rest ist im Freefloat.
Der Konzern hat im vergangenen Quartal weniger Umsatz, aber deutlich mehr Gewinn gemacht. Der Umsatzrückgang wurde erwartet, denn aufgrund verschobener Projekte aus dem Jahr 2014 waren die Erlöse im Vorjahr hoch ausgefallen. Gesunkene Belastungen im Zusammenhang mit der 2014 erfolgten Übernahme des Holzmaschinenbauers Homag und andere Sondereffekte beflügelten das Ergebnis. Dabei nahm die Zahl der Bestellungen um 17 Prozent auf mehr als eine Milliarde Euro zu. Besonders hoch war die Nachfrage dabei in Nordamerika und Europa.
Daher bestätigte der Vorstand die Jahresprognose: Demnach will der Maschinenbauer mit 3,4 bis 3,6 Milliarden Euro etwas weniger umsetzen als im Vorjahr. Das operative Ergebnis soll das Rekordniveau des vergangenen Jahres von 268 Millionen Euro aber erreichen.
Im Rahmen der Konzernstrategie „Dürr 2020“ soll der Umsatz auf bis zu fünf Milliarden Euro steigen. Dabei soll die EBIT-Marge ein Niveau zwischen acht und zehn Prozent erreichen. Starke Aussichten, die auch chinesischen Investoren nicht verborgen geblieben sein dürften. Mit dem nachhaltigen Sprung über die 70-Euro-Marke würde zudem ein frisches Kaufsignal generiert. Die Mischung passt. Die Aktie bleibt kaufenswert.
(Mit Material von dpa-AFX)