„Ein episches Marktereignis“: Anleihenlegende Bill Gross schlägt Alarm. Der frühere Pimco-Chef vergleicht die Lage mit dem Ende des Goldstandards 1971 – und warnt Anleger vor einem folgenschweren Fehler. Selbst bei soliden Dividendenwerten sieht er akute Risiken.
Bill Gross kennt die Märkte wie kaum ein anderer. Der 80-Jährige prägte jahrzehntelang den größten Anleihenfonds der Welt: Pimco. Er gilt als Erfinder des modernen Bond-Investments. Seine Analysen hatten an der Wall Street Gewicht – vergleichbar mit Notenbankentscheidungen.
2000 übernahm die Allianz das Haus. Gross blieb das Gesicht von Pimco, bis es 2014 zum Bruch kam. Seither verwaltet er sein Vermögen selbst – und äußert sich regelmäßig mit klaren Worten.
So auch jetzt: „Dies ist ein episches Wirtschafts- und Marktereignis, ähnlich wie 1971 und das Ende des Goldstandards – nur mit sofortigen negativen Folgen“, schreibt er in einer E-Mail an Bloomberg.
Der Auslöser: Donald Trumps neue Zölle. Die EU soll mit 20 Prozent belegt werden, Japan mit 24 Prozent, China sogar noch höher. Der S&P 500 verlor über vier Prozent – rund zwei Billionen Dollar Börsenwert verpufften in wenigen Stunden.
Gross warnt vor voreiligen Käufen: „Anleger sollten nicht versuchen, ein fallendes Messer zu fangen.“
Auch Trumps Taktik hält er für gefährlich: „Trump kann in nächster Zeit keinen Rückzieher machen – dafür ist er zu sehr Macho.“
Am Anleihemarkt wächst die Nervosität. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe rutschte unter vier Prozent. Ökonomen fürchten Inflation bei gleichzeitigem Abschwung – ein toxisches Szenario.
Sogar stabile Dividendenzahler wie AT&T oder Verizon sieht Gross kritisch: „Auch bei diesen sollte man vorsichtig sein – sie nähern sich dem ‘überkauften’ Bereich.“
Wenn Bill Gross Alarm schlägt, horcht die Wall Street auf. Der Mann hat unbestritten Finanzgeschichte geschrieben – und mit Pimco über Jahrzehnte den Anleihemarkt geprägt. Seine Warnung vor einem „epischen Marktereignis“ ist deutlich, sein Vergleich mit 1971 dramatisch.
DER AKTIONÄR meint...
Solche Aussagen sollte man nicht ignorieren – aber auch nicht überbewerten. Starinvestoren wie Gross, Druckenmiller oder Grantham neigen immer wieder zu Crash-Szenarien. Oft lagen sie damit daneben. Wer 2020 oder 2022 auf sie hörte, verpasste massive Erholungen. Auch jetzt gilt: Die geopolitische Lage ist angespannt, die Volatilität hoch. Doch Panik war selten ein guter Ratgeber. Wer investiert ist, bleibt an Bord. Langfristig sind Aktien eine hervorragende Anlageklasse.