Wer vor fünf Jahren in Walt Disney investiert hat, liegt 25 Prozent im Minus. Nur fünf Aktien im Dow Jones haben noch schlechter performt. Dabei sah es zwischenzeitlich immer wieder danach aus, dass Disney die Kurve bekommt. Vor den Quartalszahlen am Mittwoch steht die Aktie an einer kritischen Marke.
Im Frühling 2021 hing der Himmel für Disney voller Geigen. Das starke Comeback der Unterhaltungsparks und die positiven Aussichten für Disney+ trieben den Aktienkurs immer weiter an auf schließlich 203,02 Dollar und damit auf den höchsten Stand aller Zeiten.
Aktuell kostet eine Disney-Aktie 86,30 Dollar, also 57 Prozent weniger. Die Börse sieht sowohl die Themenparks als auch Streaming kritisch. Sie befürchtet zum einen weniger Wachstum bei der einstigen Cashcow und zum anderen eine mickrige Profitabilität bei Disney+.
Am Mittwoch hat Disney nun die Chance für den Befreiungsschlag. Der Konzern legt die Zahlen für das dritte Quartal vor. Beim Umsatz erwarten die von Bloomberg befragten Analysten ein Plus beim Umsatz von 4,7 Prozent auf 22,5 Milliarden Dollar. Für das EBITDA rechnen sie mit einem Rückgang um 6,3 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar.
Die Themenparks haben laut den Schätzungen im abgelaufenen Quartal 8,3 Milliarden Dollar erlöst und einen operativen Gewinn von 2,4 Milliarden verbucht. Bei Disney+ erwarten die Analysten 155 Millionen Kunden nach 152 Millionen vor einem Jahr. Den durchschnittlichen Umsatz pro Kunde (ARPU) sehen sie bei 4,63 Dollar nach 4,35 Dollar im dritten Quartal 2022.
Netflix kam beim ARPU zuletzt auf 11,55 Dollar.
Doch selbst wenn Disney die Erwartungen für Q3 toppen kann: Der Ausblick könnte zurückhaltend und damit enttäuschend werden. Der Streik in Hollywood geht nun bereits in den vierten Monat – ein Ende ist nicht in Sicht. Disney hat bereits die Starts mehrere Filme verschoben, unter anderem Fortsetzungen von „Star Wars“, „Deadpool“ und „Avatar“.
„Wenn der Ausstand bis in den September hinein andauert, wird das ein echtes Problem für die Branche“, warnte jüngst Analyst Michael Nathanson im CNBC-Interview. Bleibt der Nachschub an Filmen und Serien aus, sind viele Kunden nicht zu halten. Um sie zurückzugewinnen, müssen die Werbeausgaben wieder nach oben gefahren werden.
Dramatische Zeiten – auch an der Börse. Die Disney-Aktie hat genau im Bereich 84/86 Dollar aufgesetzt und damit auf einer bedeutenden Unterstützung. 2014, 2016 und Ende 2022 drehte die Aktie an diesem Punkt nach oben und es folgte eine starke Erholung.
Hält die Unterstützung nicht, könnte es schnell bis zum Coronatief bei 79 Dollar gehen. Rauscht die Aktie auch unter diese Marke, droht ein Abtauchen bis auf 70 Dollar.
Bei Disney ist ohne Frage viel Negatives im Kurs eingepreist – aber wirklich genug, um die Aktie nach Zahlen und Ausblick anzuschieben? Zweifel sind angebracht. DER AKTIONÄR bleibt lieber an der Seitenlinie.