Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Anbieter Drägerwerk blickt nach dem Sonderboom in der Corona-Pandemie etwas klarer auf den erwarteten Geschäftsrückgang im nächsten Jahr. Der Erlös werde 2022 voraussichtlich 3,0 bis 3,1 Milliarden Euro erreichen, teilte das im SDAX gelistete Unternehmen überraschend am Dienstagabend in Lübeck mit. Das seien immer noch acht bis elf Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Eine sinkende Nachfrage nach Masken und neue Regeln für Corona-Testnachweise zehren jedoch schon im laufenden Quartal am Ergebnis.
An der Börse war offenbar mit einem weniger deutlichen Rückgang gerechnet worden. Der Aktienkurs des Unternehmens sackte zuletzt um rund 15 Prozent ab.
Zudem hat Dräger wie andere Unternehmen mit gestiegenen Einkaufspreisen für Rohstoffe und Vorprodukte und höheren Kosten für Logistik und Transport zu kämpfen. Daher dürften im kommenden Jahr nur noch ein bis vier Prozent des Umsatzes als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei Dräger hängen bleiben, hieß es in der Mitteilung.
Seit Ausbruch der Pandemie hatte Dräger von einer starken Nachfrage nach Geräten für die Intensivmedizin profitiert, darunter die wichtigen Beatmungsgeräte. Im Corona-Jahr 2020 war der Umsatz des Unternehmens um 22,5 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro gestiegen, berichtet dpa-AFX. Für 2021 rechnet das Management weiterhin mit einem währungsbereinigten Umsatzrückgang um zwei bis sechs Prozent und einer operativen Marge (Ebit) zwischen acht und elf Prozent.
"In den vergangenen Wochen hat sich die Nachfrage nach Produkten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie merklich abgeschwächt", hieß es zur Begründung. Dieser Trend werde sich 2022 fortsetzen. Nach Einschätzung des Vorstands dürfte Dräger ab dem Jahr 2023 wieder wachsen und dann auch wieder eine höhere Profitabilität erreichen.
Vorerst schlagen jedoch das Ende des Sonderbooms für Mund-Nasen-Schutzmasken und die neuen 3G-Regeln für Innenräume und Veranstaltungen aufs Ergebnis. So würden die wegen der Pandemie geschaffenen Produktionskapazitäten für Masken nicht mehr in diesem Umfang benötigt, hieß es. Außerdem würden videoüberwachte Corona-Selbsttests nicht mehr für die Erfüllung der 3G-Regeln anerkannt, so dass die Fertigung für den Dräger Covid-19 Home Test bis auf Weiteres eingestellt werde.
Daher rechnet Dräger in diesem Zuge insgesamt mit Sonderbelastungen von rund 30 Millionen Euro, die im vierten Quartal dieses Jahres verbucht werden sollen. Dies drückt aufs operative Ergebnis. Die operative Marge dürfte daher im Gesamtjahr 2021 eher am unteren Ende der ausgegebenen Zielspanne von acht bis elf Prozent liegen, schrieb das Unternehmen.
Die Aktie von Drägerwerk befindet sich seit Längerem nicht mehr auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR. Derzeit besteht kein Handlungsbedarf.