Die US-Aktienmärkte haben am Donnerstag im Handelsverlauf ihre Gewinne ausgebaut und deutlich fester geschlossen. Eher gute heimische Konjunkturdaten schürten offenbar keine zusätzlichen Sorgen vor der möglichen Ankündigung einer strafferen US-Geldpolitik bei der anstehenden Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole.
Der Leitindex Dow Jones Industrial verbuchte zum Börsenschluss ein Plus von 0,98 Prozent auf 33 291,78 Punkte. Der marktbreite S&P 500 verabschiedete sich 1,41 Prozent höher bei 4199,12 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es letztlich um 1,75 Prozent auf 13 143,58 Zähler hoch. Bereits zur Wochenmitte hatten die drei Indizes eine moderate Erholung von der vorangegangenen Talfahrt begonnen.
Die US-Wirtschaft war im zweiten Quartal weniger stark geschrumpft als zunächst gemeldet. Zudem ging die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend zurück - Analysten hatten hingegen mit einem Anstieg gerechnet. Dazu wurden die Daten aus der Vorwoche nach unten revidiert. Für gute Stimmung sorgte die Nachricht, dass China seine Konjunkturhilfen weiter aufgestockt hat - und zwar um eine Billion Yuan (146 Milliarden US-Dollar).
Die seit Tagen mit Spannung erwartete Notenbanker-Konferenz beginnt an diesem Donnerstag erst deutlich nach der Schlussglocke an den US-Börsen. Vertreter der US-Notenbank Fed hatten im Vorfeld von Jackson Hole deutlich gemacht, dass sie eine weitere Straffung der Geldpolitik für die Zukunft erwarten. Dies hatte den jüngsten Aufschwung bei Aktien zunichte gemacht. Die für Freitag angekündigte Rede von Fed-Chef Jerome Powell dürfte vor allem auf Hinweise auf das Tempo der geldpolitischen Straffung in den USA abgeklopft werden.
Die jüngsten Unternehmensnachrichten enthielten Licht und Schatten. Beim Softwarehersteller Salesforce mussten die Anleger einen Kursrutsch von fast dreieinhalb Prozent verkraften. Der SAP-Konkurrent senkte wegen des starken US-Dollars sowie der verschärften Konkurrenz im Cloud-Geschäft sein Jahresziel für den Umsatz und enttäuschte damit.
Ein enttäuschender Ausblick auf das Neugeschäft ließ die Aktien der Daten-Plattform Splunk um zwölf Prozent absacken. Damit belegten sie den letzten Platz im Nasdaq 100. Kaum besser erging es dem Indexnachbarn Dollar Tree : Der überraschend gute Quartalsgewinn geriet angesichts reduzierter Umsatz- und Ergebnisziele in den Hintergrund, so dass die Aktien der Billigartikelkette gut zehn Prozent einbüßten.
Die Umsetzung eines Aktiensplits sorgte bei den Tesla -Aktionären für wenig Begeisterung: Die Papiere sanken um 0,4 Prozent, was bereits für einen der hinteren Nasdaq-100-Plätze reichte. Aktiensplits sind ein gern genutztes Mittel, um eine Aktie optisch billiger erscheinen zu lassen und damit attraktiver vor allem für Kleinanleger zu machen.
Peloton gab derweil eine düstere Prognose für das laufende Quartal ab. Im abgelaufenen Jahresviertel häuften sich die Verluste und der Umsatz fiel deutlicher als vom Markt erwartet, was die Bedenken über den Comeback-Plan des Fitnessunternehmens erneuerte. Die Peloton-Titel brachen daraufhin um über 18 Prozent ein. Nach einem enttäuschenden Quartalsumsatz ging es für die Anteilscheine des Modeunternehmens Abercrombie & Fitch um sechseinhalb Prozent bergab.
Dagegen drehten die anfangs schwachen Aktien von Nvidia ins Plus und gewannen am Ende vier Prozent, obwohl der Chipkonzern nach verfehlten Umsatzerwartungen nicht mit einer baldigen Erholung rechnet.
Beim Software-Anbieter Autodesk fielen Umsatz und Ergebnis im abgelaufenen Quartal besser als erwartet aus, die Aktien legten im Nasdaq 100 um 2,7 Prozent zu. Der Ausblick auf den Quartalsumsatz des Software-Unternehmens Snowflake übertraf die Analystenschätzungen ebenfalls. Die Aktien sprangen um 23 Prozent hoch. Der Kosmetikkonzern Coty konnte die Anleger offenbar mit seinem Zwischenbericht überzeugen, die Papiere legten um 10,5 Prozent zu.
Stark gefragt waren am Donnerstag auch die an den US-Börsen gelisteten Anteilscheine (ADRs) chinesischer Unternehmen. Einem Bericht im "Wall Street Journal" zufolge sind sich die Regulierungsbehörden in Washington und Peking bei der Bereinigung des langwierigen Streits um die Rechnungsprüfung (Audit) in den USA notierter chinesischer Firmen etwas näher gekommen.
Die Titel der E-Commerce-Plattform Pinduoduo eroberten mit einem Kursplus von über zwölf Prozent die Spitze des Nasdaq 100. Auf den vorderen Plätzen folgten der Onlineplattform-Betreiber JD.com , der Suchmaschinen-Riese Baidu und das Technologieunternehmen Netease mit Aufschlägen von viereinhalb bis gut neun Prozent. Außerhalb des Börsenbarometers gewannen die Anteilscheine des Amazon -Branchenkollegen Alibaba acht Prozent.
Der Euro büßte seine Gewinne nach einem vorübergehenden Sprung über die Parität zum Dollar wieder ein. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im New Yorker Handel 0,9978 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs davor auf 0,9970 (Mittwoch: 0,9934) Dollar festgesetzt; der Dollar hatte damit 1,0030 (1,0066) Euro gekostet.
Die Kurse von US-Staatsanleihen zogen nach einem verhaltenen Start etwas an. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) gewann 0,41 Prozent auf 117,73 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen sank im Gegenzug auf 3,03 Prozent.
Mit Material von dpa-AFX