Die wegen des Konflikts zwischen den USA und China zuletzt nervös gewordenen Anleger haben sich am Freitag wieder etwas entspannt. War der Dow Jones im Tagestief noch um 1,4 Prozent gefallen und drohte unter 25.000 Punkte zu rutschen, so stand am Ende des Handels nur noch ein Minus von 0,07 Prozent auf 25.383,11 Punkte zu Buche. Zwar will US-Präsident Donald Trump angesichts der Einmischung Chinas im eigentlich autonomen Hongkong die vorteilhafte Behandlung der Metropole weitgehend beenden. Die Befürchtung noch drastischerer Maßnahmen der USA bewahrheitete sich vorerst jedoch nicht.
Experten hatten verschiedentlich nicht ausgeschlossen, dass die zunehmenden Spannungen zwischen den beiden Ländern deren ohnehin fragiles Handelsabkommen ins Wanken bringen könnten. "Dann würde handelspolitisch der Protektionismus wohl wieder die Oberhand gewinnen", hatten die Analysten der Commerzbank im Vorfeld der Rede Trumps argumentiert. Das scheint zunächst einmal jedoch nicht der Fall zu sein.
Der marktbreite S&P 500 legte um 0,48 Prozent auf 3.044,31 Zähler zu. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg sogar um 1,47 Prozent auf 9.555,53 Punkte. Ein Wiederaufflammen des Handelsstreits zwischen den USA und China hätte voraussichtlich weite Teile der US-Technologiebranche in Mitleidenschaft gezogen.
Für den Dow war es eine erfreuliche Börsenwoche mit einem Zugewinn von 3,8 Prozent. Im Monat Mai hat der Leitindex um 4,3 Prozent zugelegt.
Der stärkste Wert des Tages im Dow war mit einem Plus von 4,9 Prozent die Aktie von Cisco Systems. Im Nasdaq 100 konnte die Aktie von Zoom Video mit fast zehn Prozent am stärksten zulegen.
Trump sagte derweil Twitter und Co. mitten im Wahlkampf ums Weiße Haus den Kampf an. Der US-Präsident will per Verfügung die Freiheit der Online-Plattformen einschränken, gegen einzelne Nutzer und Inhalte vorzugehen. Auslöser war der Faktencheck eines Tweets, in dem Trump behauptet hatte, Briefwahl erhöhe das Risiko von Fälschungen.
Twitter versah kurz darauf einen weiteren Tweet von Trump mit einem Warnhinweis, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverherrlichung bei dem Dienst verstoße. Im Zuge des Streits hatten die Twitter-Aktien in den vergangenen beiden Tagen mehr als sieben Prozent eingebüßt und gaben nun um weitere zwei Prozent nach.
(Mit Material von dpa-AFX)